Heute sehen wir… dass auch grammatikalisch richtiger Text zum Stolperstein werden kann, auch wenn die Spannung eigentlich kaum auszuhalten ist
Der Anfang der Geschichte: Lynn liebt ihren Vater Rhinn sehr, als Nordmänner ihr Dorf angreifen, Rhinn töten und sie mit vielen anderen verschleppen.
Erhältlich bei Amazon.
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Analyse: Nach ein paar Seiten mit genügend Spannung und ohne Hindernisse stolperte ich über folgenden Satz: Um sie würde Lynn jedenfalls nicht weinen, wenn sie zu Wulfreth in den Süden ginge. Der Satz ist gramatikalisch absolut korrekt, also eigentlich nichts, was mich stören sollte. Trotzdem bin ich an der ungewohnten Form ginge hängen geblieben, so dass ich den Satz mehr als einmal lesen musste, um ihn richtig zu verstehen. In diesem Fall wäre es vielleicht besser gewesen, das gebräuchlichere gehen würde zu benutzen.
Analyse: Lynn sitzt unter einer Eiche, die auf einem Hügel steht und blickt auf das Meer weit unter ihr. Allerdings wird das erst deutlich, nachdem ich über folgenden Satz gestolpert bin: …im Schatten sitzen und auf das tief unten schäumende Wasser blicken. Sofort fragte ich mich, warum das Wasser nur tief unten schäumt (unter der Oberfläche?) und nicht oben. Erst danach begriff ich, was gemeint war. Da war ich aber schon gestolpert…
Analyse: Noch auf derselben Seite wie der vorige Stolperstein begann eine Mini-Rückblende, die hier durchaus hinpasste, die aber, grammatikalisch richtig, ziemlich viel hatte enthielt. Normalerweise überlese ich so etwas, aber da ich vom letzten Stolperstein noch sensibilisiert war, bin ich sofort wieder aus dem Trott gekommen. Schade.
Analyse: Mich hat der Anfang überzeugt. Auch waren die Dinge, die mich stolpern ließen, keine Fehler. Es ist eben nicht leicht, alle LeserInnen bei der Stange zu halten. Mich haben die Charaktere jedenfalls überzeugt, und auch die Zeit der Wikingerfahrten finde ich spannend. Das Titelbild ist sowieso ein Traum, so dass ich das Buch wahrscheinlich zuende lesen werde.
Tach,
also der erste Stolperstein überzeugt mich nicht.
Dieses „ginge“ ist nicht nur grammatikalisch richtige, sondern auch sorgfältige Sprache.
Wir sind es nur kaum noch gewohnt, weil wir so viele schlampig geschriebene Bücher vorgesetzt bekommen, dass wir kaum noch wissen, was HOCHdeutsch eigentlich ist.
Das üppig verbreitete „würde“ ist im Grunde ein Anglizismus wie „Sinn machen“ und „realisieren“ und anderer Unfug.
Da stimme ich dir sogar voll und ganz zu. Unter normales Lesebedingungen freue ich mich über eine so sorgfältig gewählte Sprache. Aber bei diesem Experiment geht es darum, was mich persönlich, unter den erschwerten Bedingungen des Sports, aus dem tritt bringt. Und das ist an dieser Stelle nun einmal geschehen, daher der Stolperstein.
Ich habe das Buch mittlerweile halb durch und finde die Sprache sehr schön, sorgfältig formuliert und umsichtig in der Wahl der Bilder. Es ist eindeutig ein qualitativ hochwertiges Buch, zu dem ich beizeiten eine „richtige“ Rezension schreiben werde, bei der ich insbesondere auf die schöne Sprache hinweisen werde.
Mein Sport-Lesen Experiment soll einfach nur Spaß machen und zeigen, dass jeder Mensch über andere, manchmal sogar ganz und gar richtige Formulierungen stolpert. Ich rechne fest damit, dass ich auch auf Bücher stoßen werde, die es nicht halb so lange aushalten wie dieses. 😉
Danke für Dein Feedback. Ich hoffe, mein Experiment macht dir trotz der sehr subjektiven Beurteilungen Spaß.