Heute sehen wir, dass ein verkorkster Anfang dazu führen kann, dass man den Text am liebsten aus der Hand legen möchte, wodurch man dann aber etwas Interessantes verpasst.
Der Anfang der Geschichte: Vier Kinder ärgern sich darüber, dass sie von ihren Eltern vernachlässigt, abgeschoben oder total überwacht werden. Trotz schlechter Erfahrungen im vorigen Sommer, beschließen sie, einen Jahrmarkt zu besuchen. Als sie mit einer seltsamen Geisterbahn fahren, geraten sie erneut auf den gruseligen Rummelplatz in einer elternlosen Parallelwelt, auf dem sie schon einmal gefangen waren.
Erhältlich bei Amazon.
Wolkenkratzer aus Champagner
Analyse: Gleich auf der ersten Seite stolperte ich über dieses Bild. Zum einen ist es unmöglich, Wolkenkratzer aus einer Flüssigkeit zu bauen (sie könnten höchstens damit gefüllt sein), zum anderen ist dieser ominöse Wolkenkratzer mit Alkoholfüllung auf einem ausschließlich Kindern zugängigen Rummelplatz zu finden. Da das Buch laut eigener Angabe für Kinder ab 11 ist, finde ich das mehr als bedenklich. Somit kommt für mich zu dem Stolperer noch ein Zielgruppenproblem.
Als ich dann weiter las, fand ich noch ein paar schiefe Bilder.
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Analyse: Das erste Kapitel fasst erzählend zusammen, was im ersten Band passiert ist. Das habe ich mir zähneknirschend gefallen lassen. Immerhin habe ich den ersten Teil nicht gelesen und fand es in Ordnung, die Informationen so gekürzt zu erhalten. Allerdings empfand ich es als irritierend, direkt angesprochen zu werden, so als säße mir die Hauptperson gegenüber. Zuerst dachte ich, das Kapitel sei von der Autorin an mich gerichtet. Das schien aber nicht zu passen. Ich kam dann nach ein paar Absätzen dahinter, dass mir die Hauptperson die Zusammenhänge erklärt. Soweit, so gut.
Ich erwartete dann, dass das Buch mit dem zweiten Kapitel so richtig in die Gänge kommt, aber weit gefehlt. Noch ein erzählend zusammenfassendes Kapitel. Diesmal ging es darum, dass die Eltern der Hauptpersonen nach Band eins wieder in ihr altes Verhalten zurückfallen. Da das aber ausschlaggebend für den weiteren Verlauf des Romans ist, hätten diese Verhaltensweisen (oder wenigstens die Reaktion der Kinder darauf) unbedingt gezeigt werden müssen. So stehen da Behauptungen im Raum, die mich emotional völlig kalt lassen. Erst ab dem dritten Kapitel, in dem die Kinder auf dem Rummelplatz ankommen, wird es szenisch und damit interessanter.
Zasa hatte nur noch ein Stimmchen.
Analyse: Ich verstehe, was die Autorin damit sagen will. Zasa spricht leise und evtl. zittert ihre Stimme auch. Aber durch diese Art der Formulierung fragte ich mich natürlich sofort, ob sie vorher mit mehr als einer Stimme gesprochen hatte. War jetzt nur noch eine übrig?
Beim weiteren Lesen fielen mir mehrere ungenaue Formulierungen auf, was schade ist, denn gerade solche Stellen kann man gut nutzen, um die Emotionen einer Figur herauzuarbeiten.
Analyse: Ich muss jetzt auch mal ein Lob für die exzellente Arbeit des Korrektors aussprechen. Ich habe bisher nur wenige deutsche Indie Bücher gelesen, die derart frei von Flüchtigkeitsfehlern waren. Hut ab.
Außerdem wird das Buch ab dem dritten Kapitel spannender. Ich werde noch ein wenig weiterlesen, bevor ich entscheide, ob ich das Buch zu Ende lese oder es zur Seite lege.