Kategorie: SoS-Überlebende

Milten & Percy, das Schloss der Skelette – Florian C. Booktian

Published / by Katharina Gerlach / 2 Kommentare zu Milten & Percy, das Schloss der Skelette – Florian C. Booktian
Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Milten & Percy I - Florian Booktian | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir dass ein Prolog immer ein Prolog ist, auch wenn man ihn Kapitel nennt; und die wenigsten Prologe sind gut (Außerdem ist die Erzählstimme ziemlich distanziert, was aber reine Geschmacksache ist und von mir nicht weiter beanstandet wurde. Ich denke nur, dass man das als Leser wissen sollte).

Der Anfang der Geschichte: Zwei Forscher besuchen eine geheimnisvolle Höhle in Gnaa, einem an eine halbe Erde angebauten Planeten der skurrilen Wesen (was übrigens nach Adam Riese einen 1 1/2 fachen Planeten ergibt). Dort wecken sie etwas Ungeheuerliches und sterben (glaube ich zumindest). Dann geht Percy, ein sprechendes Erdmännchen und Gnaa-Erde Kontaktpolizist, einkaufen, was aber keine gute Idee ist, wie sich schnell herausstellt.

Erhältlich bei Amazon.

 

Stolperstein #1: ein Prolog ist ein Prolog, auch wenn er anders heißt

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Analyse: Das erste Kapitel (betitelt 0 ) ist eine Erklärung, wie die Welt funktioniert bzw entstanden ist. Die Idee ist wirklich lustig und hier und da lugt der Humor durch, den man im Buch immer wieder entdecken kann. Leider enthält dieses „Kapitel“ keine Figur, mit der sich der/die LeserIn identifizieren könnte, so dass ich doch eine recht große Distanz zum Text spürte. Immer wieder ertappte ich mich dabei, dass meine Gedanken wanderten und nach der Stelle suchten, wo die Geschichte endlich losging. Diese (wirklich ungewöhnlichen und zum Teil lustigen) Hintergrundinformationen hätten mit etwas Überlegung auch gut im Haupttext untergebracht werden können.

Ich empfehle immer, einen Prolog (oder ein Kapitel Null) mehrfach zu durchdenken. Braucht man ihn wirklich? Die Antwort ist in den allerseltensten Fällen positiv.

Stolperstein #2: Verortung

Analyse: In der ersten Szene des ersten richtigen Kapitels begeben sich zwei Forscher in einen Wald. Dort finden sie einen Torbogen aus Stein. Über ihnen rauschen Bäume. Ja und dann sind sie plötzlich in einer Höhle. Da habe ich mich natürlich gefragt, wo die so plötzlich herkam. Soweit ich die Beschreibung verstanden hatte, parkten die beiden Forscher ihr Auto in dem Wald, stiegen aus und gingen durch den Torbogen, der da rumstand. Es war keine Rede davon, dass der Torbogen in einen Berg führte oder dass überhaupt ein Berg in der Nähe war. Auch kann der Torbogen nicht in den Boden hineingeführt haben, da man für einen solchen Durchgang wohl eher eine Falltür gewählt hätte als einen Torbogen. Ich habe dann noch einmal zurück geblättert, um zu prüfen, ob ich etwas übersehen hätte, aber Pustekuchen. Also war das ein ganz regulärer Stolperstein (Anmerkung am Rande, Tierknochen liegen in der Regel AUF dem Boden, nicht darin, und wenn sie doch darin liegen (z.B. durch die lange Zeit, die vergangen ist), bedarf das einer kurzen Erklärung).

Stolperstein #3: Pacing (keine Ahnung, wie ich dieses Wort übersetzen soll – das Lexikon sagt „Tempo der Durchführung“)

Analyse: Die beiden Forscher wandern ein Stück in die Höhle, und schon sind sie mehrere Kilometer tief unter der Erde. Das hat mich irritiert. Die Zeitspanne, die die beiden brauchten, um so tief zu gelangen, schien mir nicht ausreichend. Mal ganz ehrlich. Für die 3 km in unser Nachbardorf brauche ich schon fast eine Stunde. Und das ist überwiegend ebenerdig. Mit Gefälle und z.T. Anstiegen in der Dunkelheit unter Tage rechne ich mit einer sehr viel längeren Gehzeit. Schließlich gibt es dort hinunter keine breit ausgebaute Straße.

Dazu kommt, dass die beiden Forscher in eine Grabstätte eindringen, die wegen ihrer besonderen Gefährlichkeit eigentlich sehr schwer zugänglich sein sollte. Sonst könnte ja jeder kommen und sich den fiesen, dort begrabenen Massenmörder angucken. Aber die beiden müssen nicht einmal irgendwelche gefährlichen Fallen überwinden (was ein Klischee wäre, aber immer noch sinnvoller als ein zügiger Marsch durch die Unterwelt).

Ich weiß, dass das ein schwieriges Problem ist. Manchmal muss ein Autor sehr viele Handlungen darstellen, die eigentlich alle auf einmal passieren. Ein anderes Mal muss er lange Zeitspannen, die verstreichen, so zusammenfassen, dass sie spannend bleiben. Das richtige Pacing ist ein schmaler Grat. Aber da es mich hier wieder aus dem Text geworfen hatte, und ich mich beim Grübeln entdeckt habe (unter anderem habe ich mich gefragt, wie tief solche Gänge in unserer Erde überhaupt führen könnten; wen’s interessiert: ca. 40 km), gab es den dritten Stolperstein.

Kudo #1: nette Grundidee mit liebenswerten Details und viel Humor.

Analyse: Die Idee, zwei grundsätzlich verschiedene Planeten miteinander zu verschmelzen, ist wirklich ungewöhnlich und im Prinzip nett umgesetzt. Mich persönlich hat der etwas distanzierte Erzählstil nicht ganz gepackt, wodurch mir Probleme wahrscheinlich noch deutlicher aufgefallen sind, aber der Humor hat Spaß gemacht. Auch sind viele, wirklich nette Details eingebaut über die ich mich immer wieder gefreut habe. Man kann schon auf den ersten Seiten erkennen, das der Autor viel Fantasie hat. Man merkt aber auch sofort, dass dieses das erste Werk des Autors ist. Besonders im Bereich „Show, don’t Tell“ (von Amis immer sehr gerne zitiert) ist noch Raum nach oben.

Letzte Anmerkung: Ich hatte bei dem Text das Gefühl, er sei für Erwachsene geschrieben worden; insbesondere als Percy auftaucht. Es werden auch keine Themen angesprochen, die für Kinder passend wären. Das Titelbild aber, so wunderbar es auch gemacht ist, weckt in mir die Assoziation: Kinderbuch.

Waldesruh — Anja Bogus

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Waldesruh - Anjy Bagus | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir dass ein Buch trotz zahlreicher Rechtschreibfehler enorm spannend sein kann.

Der Anfang der Geschichte: Ein junger Mann rennt in den Wald und verwandelt sich in einen Hirschmenschen, dem alle Tiere folgen. Anschließend darf die adelige Minerva einen eleganten Sportwagen mit Aethereinspritzung fahren, was für Frauen ihrer Zeit sehr ungewöhnlich ist. Der Besitzer des Wagens will zu einer Glashütte, wo er einen Mord entdeckt.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: Rückblende nach dem ersten Absatz

Analyse: Bevor ich jetzt gleich wieder ausgeschimpft werde, weise ich darauf hin, dass alle Kriterien sehr subjektiv sind, und ich mag es nun einmal nicht, wenn eine Szene an Zeitpunkt A beginnt (weil man da einen coolen Satz hat) und dann sofort zwei oder drei Schritte in der Zeit zurück geht. Das ist nicht nötig. In solchen Situationen ist es imho immer interessanter, die Rückblende als Szene vernünftig auszuschreiben und dann entsprechend früher in der Zeitlinie anzufangen. Und bei diesem Roman begann gleich das erste Kapitel mit einer solchen unnützen Rückblende (die noch dazu als Prolog betitelt war, wozu ich aber erst nächste Woche ein paar Worte sagen werde). Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, denn die übersprungene Zeit war sehr interessant und hätte es verdient richtig ausgearbeitet zu werden.

Stolperstein #2: sehr, sehr viele Rechtschreibfehler

Analyse: Die Geschichte ist spannend geschrieben, keine Frage. Jeder, der Spaß an Steampunk hat, wird sich in dieser Welt sofort wohlfühlen. Trotzdem bin ich immer und immer wieder über Unachtsamkeiten gestolpert, die jede(r) mittelmäßige Gymnasiast/in hätte bereinigen können. Und so eine(n) sollte die Autorin doch finden können. Ich bin relativ unempfindlich gegen Rechtschreibfehler, aber wenn sie so gehäuft auftreten wie hier, vermiesen sie mir auch das Lesevergnügen. Und wenn ich jeden Fehler als einzelnen Stolperstein gezählt hätte, wäre ich schon sehr schnell mit dem Test durch gewesen. Das dumme ist nur … das Buch ist wirklich, wirklich spannend. Ich konnte es bis zum Ende trotz der vielen Fehler kaum aus der Hand legen. Ein Zeichen dafür, dass eine gute Story alles übertrumpft, selbst mein Unwohlsein bei Fehlern.

Stolperstein #3: POV Wechsel innerhalb von wenigen Sätzen

„Blau steht dir nicht“, sagte sie (Mutter) dann nur und war in Gedanken schon bei ihrem Auftritt im Speisesaal.
Minerva (POV Figur) seufzte leise…

Analyse: An einigen Stellen ist mir ein kurzer Wechsel der Perspektivfigur (POV Figur) aufgefallen, wie zum Beispiel in diesem Abschnitt. Das ganze Kapitel war bis dahin aus Minervas Perspektive erzählt worden, aber der Nachsatz nach der wörtlichen Rede bezieht sich ganz auf die Mutter der Figur, deren Gedanken wiedergegeben werden. Da die Tochter ihre Mutter gut kennt, wäre dieser Fehler durch eine Umstellung der Formulierung leicht auszubügeln gewesen (z.B. durch hinzufügen von „vermutlich“).

Kudo #1: unglaublich faszinierende Welt

Analyse: Ich bin in die Geschichte eingetaucht und habe mittendrin völlig vergessen, weiter die Treppe hinauf und hinunter zu steigen, so sehr bin ich abgetaucht. Das ist mir schon länger nicht mehr passiert. Insgesamt war das Buch ein toller Lesespaß, den ich guten Gewissens weiterempfehlen kann.

Centro: Dunkle Erinnerungen — Katharina Groth

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Centro: Dunkle Erinnerungen - Katharina Groth | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass 40 Minuten manchmal zu viel sind. Ich war mit dem Buch durch, bevor meine Trainingsstunde zu Ende war. Deshalb zähle ich dieses Buch zu den Gewinnern, auch wenn die Obermarke nicht erreicht ist.

Der Anfang der Geschichte: ist als Klischee verschrien, da ein Mädchen ohne Erinnerungen aufwacht. Doch in dieser Geschichte ist das so gut gehandhabt, dass man vom ersten Wort an mitfiebert.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: einige, wenige Rechtschreibfehlerchen

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Analyse: Ich habe in der ganzen Geschichte 7 kleine Rechtschreibfehler und ein fehlendes Komma entdeckt. Verglichen mit vielen Indie-Publikationen und auch mit solchen von großen Verlagen ist das sehr, sehr gut.

Kudo #1: Verständnis der Geschichte

Analyse: Ich habe die Geschichte ohne Einschränkungen verstehen können, obwohl ich den Rest der Serie (noch) nicht kenne. Das ist selten, insbesondere wenn die Ereignisse innerhalb der Serie aufeinander aufbauen. Ich bin begeistert.

Von Einem, der auszog… – Florian Eberhorn

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Von einem der auszog... - Florian Eberhorn | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir das ein Text mit einem (angehenden) Mörder als Hauptperson Leser fesseln kann, wenn die Hauptfigur passt.

Der Anfang der Geschichte: Ein junger Mann entschließt sich, jemanden zu ermorden. In einem zukünftigen Handlungsstrang, nach der Tat, taucht eine undurchsichtige Frau auf. Was will sie von dem Mörder?

Kurze Zwischenbemerkung: Als ich das Buch aufschlug und das Vorwort sah, stöhnte ich innerlich auf. Vorworte sind selten gut. Doch dieses war so herrlich witzig und überdreht, dass ich das Lesen genossen habe. Ich musste sogar zweimal stehen bleiben, weil ich vor Lachen nicht mehr konnte. Ich sage so etwas selten, aber dieses Vorwort ist gelungen.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: Elfmal (11 x) UND auf der ersten Seite!!

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Analyse: Auf der ersten Seite (Kindle-Schriftgrad mittel) habe ich sage und schreibe 11 mal das Wort „und“ gezählt. Ja, ich weiß, dass es als Stilmittel gewählt wurde, um die Hauptperson zu charakterisieren. Aber das war selbst mir etwas zu viel des Guten. Hier wäre weniger mehr gewesen. Hätte ich jedes „und“ als eigenen Stolperstein gewertet wäre hier bereits Schluss gewesen, und das wäre schade. Denn die Geschichte ist flott geschrieben und amüsant.

Stolperstein #2: Wechsel der Erzählzeit

Die Entscheidung kam wie aus dem Nichts. Erst war Nichts, dann war sie da.

Analyse: Die Geschichte wird im Präsens, als in der Gegenwart erzählt. Dann aber folgt obiger Satz, nach dem es im Präsens weitergeht. Grammatikalisch liegt da ein Fehler vor, über den ich einige Zeit nachdenken musste. Dadurch war ich aus dem Lesefluss gerissen, und das bedeutet: „Stolperstein“.

Da in jenen beiden Sätzen die Vergangenheit (der Erzähl-Gegenwart) angesprochen wird, müssen andere (Satz-)Zeiten gewählt werden. Ich habe nachgeguckt. Für den ersten Satz brauchen wir imho die vollendete Gegenwart (Perfekt = ist … gekommen). Mit dem Perfekt drücken wir aus, dass eine Handlung in der Vergangenheit abgeschlossen wurde, dabei aber das Ergebnis oder die Folge der Handlung bis in die Gegenwart (Erzählzeit) reicht.

Hat die Textaussage keinen Bezug zur gegenwärtigen Erzählzeit, kann man das Präteritum  benutzen (das genauso gebildet wird, wie die einfache Vergangenheit).

Die obigen Sätze müssten meiner Meinung nach wie folgt lauten: “Die Entscheidung ist wie aus dem Nichts gekommen. Erst war Nichts, nun ist sie da.”

Stolperstein #3: Warum steht da eine Ellipse?

Aber ich denke, so bin ich … eben.

Analyse: Die drei Punkte nennt man Ellipse (Altgriechisch für „Fehlen“, „Aussparung“, „Auslassung“). Man nutzt sie für ausgelassene Satzteile. Da frage ich mich natürlich, welcher Teil in diesem Satz ausgelassen wurde. Eine nähere Erläuterung des Erzählers (à la „Schweinehund“) vielleicht? 😀

Kudo #1: Witzig!

Analyse: Es ist sauschwer, witzig zu schreiben. In kurzen Texten geht dies meisten wesentlich leichter als in einem Roman. Daher war ich positiv überrascht, dass es dem Autor dieser Geschichte gelungen ist, über den allergrößten Teil meiner Lesezeit den locker flockigen, ungewollt lustigen Tonfall der Hauptfigur durchzuhalten. Dies ist ein Buch, dass ich in Ruhe über Weihnachten zuende lesen werde.

Joli Rouge – Alexandra Fischer

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Joli Rouge - Alexandra Fischer | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir das ein Text alles richtig machen kann, und ich trotzdem ein paar Mal stolpere.

Der Anfang der Geschichte: Ein junger Mann, ein wenig ängstlich und übervorsichtig, arbeitet als Pirat, obwohl er Blut hasst. Dabei rettet er eine indianische Schönheit vor den Spaniern und erhält sie zur Ehefrau. Als die Tochter der beiden in die Pubertät kommt, bringt sie durch ihre Unbeherrschtheit beinahe ihren geliebten, geistig zurückgebliebenen Bruder um.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: Diskrepanz zwischen Wortwahl und Charakter

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„…glaubte, ein drakonisches Grinsen auszumachen“

Analyse: Die ersten Szenen sind komplett aus Sicht des zukünftigen Vaters der Hauptperson geschrieben, der als Sohn einer „Hexe“ nach Amerika geflüchtet ist. Ich bezweifle, dass er das Wort drakonisch kennt. Wenn man, so wie hier, tief in eine Figur kriecht und ihre Gefühle darstellt und die Welt aus ihrer Sicht schildert, muss man die daraus resultierenden Einschränkungen bedenken.

Stolperstein #2: POV-Wechsel bitte deutlich machen

Analyse: Der Anfang der Geschichte wird aus Sicht des Vaters der Hauptperson geschildert. Dann folgt ein Stück aus Sicht der Hauptperson, gefolgt von einer Szene, die wieder aus Sicht des Vaters geschildert ist. Dummerweise war zwischen den letzten beiden keine Leerzeile, so dass ich irritiert innehalten musste, als plötzlich wieder Émile zur POV-Figur wurde. Ich empfehle bei bewusst gewählten Wechseln der POV-Figur, was dies eindeutig war, eine Leerzeile oder ein Trennzeichen (z.B. ***) einzufügen. Das erleichtert das Textverständnis.

Stolperstein #3: außer Konkurrenz, da nach 44 Minuten

… verwahrte seine Gebeine in einer Kalebasse auf …

Analyse: Es heißt entweder „verwahrte er seine Gebeine“ oder „bewahrte er seine Gebeine auf“. 😀

Kudo #1: Piratin!!!

Analyse: Piraten sind beliebt, das weiß man spätestens seit „Fluch der Karibik“. Dabei aber eine Frau in den Mittelpunkt zu stellen, obwohl bis heute viele Seemänner immer noch der Meinung sind, Frauen an Bord würden Unglück bringen, hat mich begeistert.

Regen für Juma – Katharina Gerlach

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Regen für Juma - name | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass eine Autorin vielleicht nicht unbedingt ihren eigenen Text kritisieren sollte. Ich wage trotzdem einen Versuch. 😀

Der Anfang der Geschichte: Juma geht mit ihrer Familie zum Hauptdorf des Stammes, wo sie ihre Ausbildung zur Stammesführerin beginnen will. Doch ihre Cousine will diesen Posten ebenfalls und so geraten sie aneinander.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: Recherchefehler

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Analyse: Gleich am Anfang wir ein Kleidungsstück erwähnt, das Kikoi genannt wird. Das ist ein Tuch, das je nach bedarf als Umhang oder als Decke benutzt werden kann. Sein Ursprung liegt bei den Swahili, die hier dargestellte Kultur sind die Nok, die lange vor den Swahili lebten und über die man so gut wie gar nichts weiß. Es ist unwahrscheinlich, dass die Nok dasselbe Wort verwendeten wie die Swahili. Hier wäre ein ausgedachtes Wort vermutlich besser gewesen.

Stolperstein #2: fehlende Vorstellung von Charakteren

„Vanamate sei Dank“ und wenig später „den Schlaf des Namenlosen“

Analyse: Gleich an zwei Stellen werden Namen von Charakteren eingeführt, ohne weitere Erklärung. Beim ersten Namen kann man an Hand der gebräuchlichen Redewendung „Gott sei Dank“ noch darauf schließen, dass es sich eventuell um einen Gott oder eine Göttin handelt. Beim zweiten Namen ist zunächst unklar, wer der Namenlose ist. Daher ist es auch schwer zu beurteilen, in wie weit diese Charaktere für die weitere Handlung nötig sind.

Dieses Problem tritt in Fantasy-Geschichten oft auf. Zu viele Informationen sind hier ebenso tödlich wie zu wenige. Glücklicherweise werden beide Namen im Laufe der Geschichte ausreichend erklärt, und zwar ohne Info-dumps, so dass der Stolperer nicht zu einer dauerhaften Störung des Lesegenusses führt. Trotzdem hätte man die beiden Namen bei ihrer Vorstellung mit etwas mehr Informationen einbringen können. Ein halber Satz hätte schon genügt.

Kudo #1: interessante Welt

Analyse: Die Autorin zeigt den Lesern eine Welt, in der Götter real sind und gefährlich. Gleichzeitig haucht sie einer lange vergessenen Kultur neues Leben ein. Dass sie dafür ein Matriarchat wählt finde ich persönlich besonders gelungen.

Schelte und was ich daraus lerne!

Published / by Katharina Gerlach / 8 Kommentare zu Schelte und was ich daraus lerne!

Ich habe Schelte bezogen, und das durchaus zurecht, daher unterbreche ich das reguläre Programm für ein paar dingend benötigte Erklärungen und Aussagen.

Zuerst einmal eine Zusammenfassung der Kritik:
Ramona von Lesekanone.de hat korrekterweise angemerkt, dass man über die Qualität eines Buches mit dem Konzept des SoS-Trainings keine Aussage machen kann. Mal ganz abgesehen davon sind die Kriterien für SoS sowieso extrem subjektiv (was ich bereits auf der Startseite anmerke). Jede/r LeserIn hat eigene Kriterien für Dinge, über die man stolpern kann. Meine sind mit Sicherheit nicht allgemeingültig.
Außerdem wies Ramona darauf hin, dass hier in Deutschland schlechte Rezensionen sofort zu weniger Verkäufen führen. Das war mir so nicht bewusst, da ich diesen Effekt aus den USA, wo ich bisher meine Bücher verkauft habe, nicht kenne. Dort gehen die Leser bei Rezensionen davon aus, dass sie gekauft oder ausschließlich von Freunden und Familie sind, wenn es nicht wenigstens ein paar schlechte (3 bis 1 Stern) zwischen den ganzen 4 und 5 Sterne Rezis gibt.

Meine Gedanken dazu:
Die Intention dieses Blogs ist es nicht, Indie AutorInnen und deren Bücher schlecht zu machen. Im Gegenteil. AutorInnen stecken sehr viel Herzblut in ihre Arbeit, und sie sollen daher auf diesem Blog Gelegenheit bekommen, ihre Bücher vorzustellen. Außerdem weise ich hiermit darauf hin, dass ich auch Bücher für das SoS-Training benutze, die ich mir selbst gekauft habe. Das ist z.T. notwendig, da ich nicht immer genügend Bewerbungen erhalte. Meine SoS-Beiträge sollen dazu anregen, selbst mal in die Texte zu gucken, mir zu widersprechen und die eigenen Lesegewohnheiten zu hinterfragen.
Tatsache ist, dass die allermeisten LeserInnen bereits nach wenigen Seiten wissen, ob ihnen ein Buch gefallen wird oder nicht. Ich wüsste gerne, welche Kritereien zu diesen Entscheidungen führen. Meine Kriterien stelle ich auf diesem Blog dar. Bücher, die mir trotz Stolperern so gut gefallen, dass ich sie zuende lese, rezensiere ich gesondert auf Amazon oder anderen Plattformen.

Änderungen:
Damit nun nicht der Eindruck entsteht, ich würde meine Meinung über die aller anderen LeserInnen stellen, noch dazu nach einer Lesezeit von maximal 40 Minuten, habe ich für diesen Blog folgende Änderungen beschlossen:
1. Ich verwende nicht länger Ampelfarben, um die Durchhaltezeiten zu kennzeichnen. Diese Farben sind unbewusst zu sehr mit Qualitätsstufen gleichgesetzt. Von jetzt an werden die Farben pink (nicht geschafft), warmgelb (geschafft mit Stolperern) und blau (ohne Stolperer) verwendet.
2. Jeder SoS-Beitrag bekommt eine Warnung vorangestellt, um deutlich zu machen, dass SoS-Beurteilungen keine reguläre Rezensionen sind und sich Leser unbedingt selbst ein Bild machen sollten.

Um deutlich zu machen, wie extrem und wie subjektiv der SoS-Härtetest ist, stelle ich jetzt ein Buch vor (allerdings ohne Training, denn ich habe das Buch bereits halb durch), das zweifelsfrei von hoher Qualität ist. Der Autor hat bereits mehrfach Preise gewonnen und ist in vielen Verlagen veröffentlicht.

Und damit niemand denkt, ich sei mit meinen eigenen Geschichten gnädiger, jage ich diese Woche mein Buch „Regen für Juma“ durch diesen Härtetest. Das Ergebnis seht ihr nächste Woche.

 


 

Der begrabene Riese - Kazuo Ishiguro | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass sich ein Autor über alle Regeln hinwegsetzen kann und dabei trotzdem ein atemberaubendes Buch schreibt.

Der Anfang der Geschichte: Ein alter Mann erinnert sich an sein Leben – bruchstückhaft – seltsam distanziert. Er und seine Frau leben am Rande ihrer Gesellschaft in einer unterirrdischen Siedlung, die des Nachts fest verriegelt wird, da es draußen gefährlich ist. Er wundert sich, warum alle ihre Mitbewohner so viel vergessen. Gemeinsam mit seiner Frau beschließt er, auf die Suche nach ihrem Sohn zu gehen, der eigentlich im Nachbardorf leben müsste …

Erhältlich bei Amazon.

Anmerkung: Dieses Buch läuft außerhalb der Konkurenz, da es nicht von einem Indie-Autor stammt, und da ich es bereits halb durch habe, weiß ich nicht mehr, wie viele Stolperer ich in den ersten 40 Minuten hatte. Aber viele waren es nicht (insbesondere keine Rechtschreib- oder Gramatikfehler)!

Stolperstein #1: direkte Ansprache des Lesers

„Nach den kurvenreichen Sträßchen und beschaulichen Wiesen, für die England später berühmt wurde, hättet ihr lange gesucht.“

Analyse: Gleich im ersten Satz spricht der Autor die LeserInnen direkt an. Das ließ mich stocken, war es doch extrem ungewohnt. Jeder halbwegs kompetente Schreibratgeber bringt uns bei, niemals den Leser direkt einzubinden. Und doch … läßt man sich zaghaft auf diese Erzählerstimme ein, entwickelt sie eine ganz eigene Sogwirkung. Ruhig und eindeutig beobachtend ist diese Stimme, also nicht die übliche „aus Sicht der Hauptfigur“-Perspektive, die ich als LeserIn sonst kenne.

Stolperstein #2: Dämmer

Analyse: Das Wort „Dämmer“ ist im Zusammenhang mit Vogelgezwitscher und Morgen klar verständlich, ließ mich aber dennoch innehalten. Es ist ungewöhnlich. Altmodisch. Die meisten AutorInnen hätten wahrscheinlich stattdessen „Dämmerung“ oder „Dämmerlicht“ gewählt, denn es gibt der Erzählstimme einen ungewohnten Klang. Doch auch wenn innehalten im Rahmen dieses Experiments einen Stolperstein erfordert, hat es mich gefreut, mal ein weniger gebräuchliches Wort zu lesen.

Stolperstein #3: Einstieg mit vielen Rückblenden

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Analyse: Die Geschichte beginnt mit einem alten Mann, der sich im Laufe mehrer Tage an einige seltsame Ereignisse erinnert. Verwundert stellt er fest, dass sich keiner seiner Nachbarn an diese Ereignisse erninnert. Selbst seiner Frau fällt es schwer, das Geschehene ins Bewußtsein zurückzurufen.

Da der Alte mehrere Tage braucht, um eine erste Entscheidung zu treffen, und dazwischen zahlreiche mehr oder weniger lange Rückblenden durchlebt und gedanklich analysiert, kam mir der Anfang sehr schleppend vor, bis mir klar wurde, dass dieses Erzähltempo genau zur Geschichte passte. Alte Menschen sind nicht schnell. Menschen, die vieles vergessen, erinnern sich nicht in einem Satz. Die Langsamkeit des Einstiegt war ein vom Autor bewußt gewähltes Stilmittel, um das Leben in seiner Welt lebendig zu machen.

Es erforderte eine Umstellung meinerseits, mich auf dieses Tempo einzulassen (was ich übrigens bisher noch nicht bereut habe).

Kudo #1: alte Hauptpersonen

Analyse: Die Hauptfigur des Romans ist ein alter Mann (ich meine richtig alt, sozusagen am Ende seines Lebens), der mit seiner Frau eine Reise beginnt, über die alle ihre Bekannten die Köpfe schütteln. Ich finde es grandios, einmal eine Geschichte aus einer so ungewöhlichen Sicht geschildert zu bekommen. Es bringt uns das Altern näher und zeigt, dass es nie zu spät ist, etwas Neues zu beginnen.

Das Blut der Akkadier – Jordan Bay

Published / by Katharina Gerlach / Leave a Comment

Das Blut der Akkadier - Jordan Bay | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass unvollständige Sätze sowohl Stilmittel als auch Stolpersteine sein können.

Der Anfang der Geschichte: Bix ist ein Akkadier, d.h. ein Mensch, der mit einer göttlichen Bestie verschmolzen ist. Seine Aufgabe ist es, Monster zu killen, die Menschen ihre Seelen stehlen und ihr Blut trinken. Aber an diesem Tag jagt er nicht, sondern besucht das Grab seiner verstorbenen Geliebten. Leider wird er dort von den Monstern angegriffen.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: unvollständige Sätze

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Erinnerten Brix immer ein wenig an Enûma.
Müsste sich mal wieder rasieren.
Holte tief Luft und wandte sich dem kleinen, einst weißen Denkmal zu.
Und nach etwa 10 Minuten lesen:
Mehr nicht. War damals nicht üblich. Zumindest nicht auf diesem Friedhof.

Analyse: Ich bin also in zehn Minuten dreimal über unvollständige Sätze gestolpert. Beim ersten habe ich gedacht: Stilmittel, lass mal. Aber beim dritten habe ich die Stolpersteinflagge gehisst. Dann, nur wenige Ansätze später, kamen drei unvollständige Sätze auf einmal, und diesmal passten sie. Das ließ mich innehalten und überlegen. Wann ist denn nun ein solcher fast-Satz ein Stilmittel und wann nicht? Ich denke, die Antwort ergibt sich aus dem Zusammenhang. Das letzte Beispiel schloss sich an einen Absatz an, in dem die Hauptfigur über den Tod und den Friedhof nachdachte. Man war als Leserin also ganz dicht an den Gedanken und Gefühlen. Deshalb wirkten diese abgehackten Sätze wie eine Fortsetzung der Gedanken. Das passte. Bei den anderen Beispielen (und auch bei denen, die ich später in der Novelle noch fand) war diese enge Bindung nicht vorhanden.

Stolperstein #2: abrupter Perspektivwechsel

Das Einzige, was ihn (Bix) fortwährend irritierte, war der Duft von Schokolade, den er auch jetzt noch wahrnehmen konnte.
Ella saß mit ausgestreckten Beinen …

Analyse: Wenn die Perspektive einer neuen Figur gewählt wird, sollte die Leserin darauf vorbereitet werden, z.B. durch eine Leerzeile, durch ***, oder durch einen anderen, eleganteren Paragraph-Teiler. So musste ich innehalten und mich neu orientieren, was zu dem Stolperstein geführt hat.

Stolperstein #3: falscher Satzbau

Sie schleuderte eine der Gabeln direkt in seine Stirn und nutzte sie das Schwert des unter ihr liegenden …

Analyse: Argh. Ausgerechnet jetzt, wo die Geschichte gerade richtig in Fahrt kam, muss ich über einen so dummen Fehler stolpern. Das zweite „sie“ stammt eindeutig aus der Verschmelzung zweier vorher eigenständiger Sätze. Es ist somit ein Überbleibsel der Überarbeitung, und hätte eigentlich während des Korrektorats gefunden werden müssen. Schade… Denn diese Geschichte hätte mit etwas mehr Sorgfalt das Zeug zu den 40 Minuten gehabt.

Kudo #1: ungewöhnliche Mythologie

Analyse: Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin eine bei uns wenig bekannte mythologische Welt als Grundlage für ihre Serie nimmt. Mich persönlich hat das alte Babylon mit seinen zahlreichen Göttern immer sehr fasziniert. Daher musste ich diese Novelle unbedingt lesen. Ich habe es nicht bereut. Abgesehen von den Sex-Szenen (ich bin kein Fan von so etwas), war die Geschichte spannend geschrieben und ich habe sie in weniger als 1 1/2 Stunden verschlungen (wie gesagt, den Sex habe ich überblättert).

Sveta und der Junge aus dem Wald – Ramona Mädel & Axel Saalbach

Published / by Katharina Gerlach / 5 Kommentare zu Sveta und der Junge aus dem Wald – Ramona Mädel & Axel Saalbach

Sveta und der Junge aus dem Wald - Ramona Mädel & Axel Saalbach | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass die Spannung abreißt, wenn sich der/die Autor/in einmischt.

Der Anfang der Geschichte: In einem großrussischen Zarenreich, das auch Deutschland einschließt, flieht Svetas Mutter vor ihrem aggressiven Ehemann, als dieser zwangsversetzt wird. Sveta ist gezwungen, ihm in die Einöde zu folgen und wird dort von ihm und von ihrem Bruder als billige Arbeitssklavin missbraucht.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: Rückblende in eine Szene, die besser gezeigt worden wäre

Mit dem Jahreswechsel hatte sich alles geändert, von einem Tag auf den anderen war alles auf den Kopf gestellt worden. Beim Großen Moment der Vergabe war dem Hause Chasow vollkommen überraschend die Transporthoheit über die Deutsche Oblast zugesprochen worden, ausgerechnet jetzt, als ihr Vater bei den Anführern des Clans in Ungnade gefallen war.

Analyse: Wer diesen Blog aufmerksam verfolgt hat weiß, dass ich keine Freundin von unnötigen Rückblenden gleich am Anfang einer Geschichte bin. Das allein hätte schon für ein rotes Fähnchen gereicht. Aber hier setzen die Autoren dem ganzen die Krönung auf. Nicht nur folgt die Rückblende bereits nach wenigen Absätzen, sie führt auch in die Szene mit dem auslösenden Ereignis (dem Grund, warum eine Geschichte spielt). Das ist aus der Perspektive einer Geschichtenerzählerin wie mir, ein Verbrechen an der Leserin. Die Szene, in der der Vater in Ungnade fällt, die Ehefrau verliert und seine Sachen packen muss, hätte unendlich spannend werden können, wenn … ja, wenn die Autoren sie nicht in ein paar Sätzen zusammengefasst hätten.

Stolperstein #2: Informationen, die die Figur nicht hat

…, dem kleinen Ort, der allein von der Holzproduktion lebte und der vermutlich gar nicht mehr existieren würde, …

Analyse: Im Absatz vor dieser Textstelle erklären die Autoren detailliert, dass Sveta noch nie außerhalb von Berlin war und ganz besonders nicht in einer so entlegenen Ecke des Zarenreiches wie der, zu der sie jetzt fliegen, und dass sie sich auch nie dafür interessiert hat. Daher hat es mich ziemlich verwundert, dass sie bereits wusste, dass der Ort von der Holzproduktion lebt. Woher weiß sie das? Wäre es nicht möglich, dass die Dorfbewohner Bergbau betreiben? Oder eine ganz spezielle Tierart züchten, die der Zar gerne verspeist oder jagt? Vielleicht leben sie auch vom Handel mit seltenen Pelzen. Sveta kann höchstens spekulieren. Die Aussage war aber als absolute Wahrheit (im Rahmen der Geschichte) formuliert, daher der Stolperstein.

Stolperstein #3: Autorenstimme

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Sergej Maximow hatte knapp siebzehn Jahre zuvor die hohe Gebühr an das Zarenreich entrichtet, da er sich nach Jan einen zweiten Stammhalter erhofft hatte. Dass Sveta ein Mädchen geworden war, schien er ihr seit jeher übel zu nehmen. Die vielen Arbeiten, die sie für ihn erledigen musste, betrachtete er als einen Teil der Entschädigung, die sie für die vielen Rubel aufbringen sollte, die er einst gezahlt hatte, um sie zeugen zu dürfen. Seit ihrer Ankunft war endgültig jede Freude aus Svetas Antlitz gewichen. Tiefe Ringe hatten sich um ihre Augen gegraben, …

Analyse: Das hier ist zweifelsfrei Backstory (also Hintergrundwissen zur Figur). Dummerweise ist es geballt als Infodump eingefügt worden und man hört ganz deutlich den erhobenen Zeigefinder der Autoren: „Und dies, liebe Leser, müsst ihr auch noch wissen!“

Informationen über den Charakter so plump einzufügen hat bei mir gereicht, den Stöpsel zu ziehen. Was wäre es toll gewesen, wenn eben diese Informationen während der Geschichte gezeigt worden wären, und wenn sie der Erzählstimme des Textes treu geblieben wären. Etwas wie: „Pffft. Das kannst du ja eh nicht. Bist ja bloß ein Mädchen.“ aus dem Mund des Bruders und ein: „Eine Haushälterin wär billiger gewesen als die Gebühr für deine Zeugung. Was für eine Verschwendung.“ vom Vater hätten den ganzen Hintergrund beinhaltet, der mir im obigen Absatz so sauer aufgestoßen ist, ohne den Lesefluss zu stören.

Midnight Eyes – Juliane Maibach

Published / by Katharina Gerlach / Leave a Comment

Midnight Eyes - Juliane Maibach | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass auch ein Fehlen von Stolpersteinen nicht garantiert, dass das Buch spannend ist.

Der Anfang der Geschichte: Ein komischer Kauz vollzieht ein Ritual, dass ihm seine Kraft wiedergibt. Anschließend ist ein Mädchen Frühstück und geht in die Schule.

Erhältlich bei Amazon.

Kudo #1: Prolog

Analyse: Tja, es will schon etwas heißen, wenn eine Prologhasserin eben den Prolog als gelungen anpreist. Von dem Teil des Buches, den ich gelesen habe, war dies das spannendste Kapitel.

Stolperstein #1: ist eher ein Schlurfen über lange Strecken

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Analyse: Wie bei dem Buch letzte Woche, habe ich mir dieses gekauft, weil mit Klappentext und Titelbild sehr gut gefallen haben. Auch der Prolog hat mir gefallen (s.o.), denn er war spannend genug, um mich in die Geschichte hineinzuziehen. Doch alles andere bestand aus Alltäglichem, Schulstress und Unwichtigkeiten. Von Plot oder Spannung keine Spur.

Nein, diesmal haben mich keine Rechtschreibfehler, unsaubere Formulierungen, falsche Bezüge, unzeitige Rückblenden, laue Charaktere oder ähnliches zum Stolpern gebracht. Seitens des sprachlichen Handwerkzeugs war alles in Ordnung. Diesmal watete ich nach dem Prolog durch wachsende Berge schleichender Langeweile. Mir wurden bei jedem Schritt, jeder Treppenstufe die Füße schwerer, und meine Motivation versackte irgendwo im Keller.

Deshalb brach ich das Ganze endlich ab, obwohl ich nicht gestolpert war. Aber diesem Buch die 40-Minuten Plakette zu verleihen war mir einfach nicht möglich. Selbst 13 Minuten waren mir schon zu viel.