Kategorie: SoS-Überlebende

Windsbraut – Regina Mengel

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Windsbraut - Regina mengel | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass auch eine spannende Geschichte gelegentlich ruckelt, was aber das Lesevergnügen nicht beeinträchtigt.

Der Anfang der Geschichte: Eine sehr junge Windsbraut trainiert, auf den Winden zu reiten, und gerät dabei in Schwierigkeiten. Schließlich gelingt es ihr, den Boden zu erreichen, wo sie, wie es Sitte bei den Windsbräuten ist, die Nacht bei einem Mann verbringt. Doch am Morgen verlässt sie ihn nicht, und damit beginnt das ganze Unheil.

Erhältlich bei Amazon.

 

Stolperstein #1: doppelte Zeichensetzung und fehlender Absatz

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xxx, blablabla. »So endlos wie du, hat noch keine Windsbraut versucht, Reiten zu lernen«., riefen sie ihr zu, wenn sie wieder einmal daneben griff.

Analyse: Vor dieser wörtlichen Rede hätte unbedingt ein Absatz hingemusst. So stockte ich einen Moment, um mich zu orientieren. Ich hätte es als unwichtigen Ruckler abgetan, wäre nicht sofort im nächsten Satz der überflüssige Punkt aufgetaucht. Das hat mich dann endgültig aus dem Trott gebracht.

Stolperstein #2: Deklination von orange

Der Himmel nahm nach und nach eine orangene Färbung an.

Analyse: Ich weiß, dass man im Umgangssprachlichen die Farbe orange an den Satz anpasst, doch als Autorin sollte man es besser wissen. An dieser Stelle hätte es „eine orange“ oder „eine orangefarbene“ heißen müssen (da dann das Wort -farbe/Färbung doppelt gewesen wäre, hätte man es vielleicht als „einen oragenfarbenen Ton“ beschreiben können). Ich zitiere dazu mal einen von Wiktionary.org:

… ‚lila‘, ‚khaki‘ und ‚rosa‘ sind (standardsprachlich) nicht deklinierbar, da sie auf einen einfachen Vokal enden. ‚Orange‘ endet … auch auf einen Vokal, der letzte Vokal wird aber so wie bei beige nicht ausgesprochen. Das ist meiner Meinung nach der Grund, warum die deklinierten Formen hier so verbreitet sind … — Betterknower

Kudo #1: tolle Idee

Analyse: Als Kind liebte ich eine Geschichte aus einem meiner Märchenbücher ganz besonders, die der Windsbraut Edeltraud (ich besitze das Buch noch immer, auch wenn es über die Jahre sehr gelitten hat). Umso mehr hat es mich gefreut, dass hier jemand die Idee aufgegriffen hat, es könne Windsbräute geben. Und dann die Umsetzung. Die Geschichte hat mich von Anfang an gefesselt. Ich bin jetzt halb durch und kann es kaum erwarten, im Kurheim anzukommen, damit ich sie zu Ende lesen kann.

Klios Archive – Astrid Rußmann

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Klios Archive - Astrid Rußmann | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass das Wissen des Autors auch dann problematisch werden kann, wenn es durch die Sicht einer Figur gefiltert in den Text gelangt.

Der Anfang der Geschichten: In vierzehn Kurzgeschichten nimmt die Autorin Figuren aus der Geschichte aufs Korn, die als Legenden oder berühmte Persönlichkeiten bis heute überliefert sind.

Erhältlich bei Amazon.

Anmerkung: Dies ist eine Kurzgeschichtensammlung, für die die Regeln ein wenig angepasst werden müssen. Bei einem Stolperstein beende ich die Geschichte, die ich gerade lese und beginne eine neue. Beim dritten Stolperstein ist Schluss.

Stolperstein #1: Fußnoten

Analyse: In allen Texten, die ich gelesen habe, fanden sich Fußnoten. Dann steht neben einem Wort so etwas: [1], was mich automatisch aus dem Text reißt, denn ich weiß, dies ist eine Fußnote. In wissenschaftlichen Texten erwarte ich sie, nicht aber in Geschichten, die mich unterhalten sollen. In eBooks stören sie den Lesefluss stärker als in gedruckten Büchern, da das Auge im gedruckten Buch schnell zur Fußnote und zurück springen kann. Im eBook dauert es länger und ist mit umblättern verbunden. Besser wäre es gewesen, unbekannte Wörter so einzuführen, dass eine Fußnote nicht nötig gewesen wäre. Alternativ hätte ein kurzer, erklärender Text am Ende jeder Geschichte geholfen (Übrigens ist dies ein Fehler, dessen ich mich selbst auch schon schuldig gemacht habe).

Stolperstein #2: Infodump

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Analyse: In historischen Geschichten läuft man als AutorIn immer in Gefahr, das interessante Hintergrundwissen, das man sich erarbeitet hat, komplett einzubauen. In der Regel gelingt das recht unauffällig, wenn man die Informationen einer der Figuren, am besten der Hauptfigur, unterschiebt. Das hat die Autorin an den meisten Stellen auch hervorragend gemacht. Dummerweise ist sie gelegentlich über das ziel hinausgeschossen. An einigen Stellen wurde die Masse an Wissen so kompakt eingebaut, dass ein Infodump entstand, obwohl sich eine Figur über die Zusammenhänge Gedanken machte. Merke: zu viele Informationen auf einem Fleck können den Lesefluss stören, selbst wenn sie von einer wichtigen Person reflektiert werden. Die Masse macht’s.

Stolperstein #3: unangekündigte Perspektivwechsel

Analyse: Die Geschichten sind überwiegend aus dem Blickwinkel eines Charakters erzählt. Daher fällt es besonders auf, wenn dieser plötzlich und ohne besondere Kennzeichnung zu einer anderen Figur wechselt. Vielleicht stört das viele LeserInnen gar nicht, mich aber reißt es jedes Mal aus der Geschichte, da ich mich neu orientieren muss.

Kudo #1: bunte Mischung

Analyse: Die Geschichten sind interessant und zeigen bekannte Helden mal von einer etwas anderen Seite. Mal abgesehen von einigen Infodumps sind diese Kurzgeschichten auch spannend und manchmal sogar spaßig, so dass beim Lesen keine Langeweile aufkommt. Empfehlenswert für Geschichtsinteressierte als Häppchen zwischen zwei historischen Romanen.

Die kleinen Stolpersteine kann man gut überlesen, denn insgesamt sind die Geschichten spannend und abwechslungsreich. Ich habe sie jetzt zuende gelesen, und sie haben mir allesamt gut gefallen. Was mich aber wirklich interessiert hätte ist, ob es tatsächlich einen Großkönig mit dem Namen Schuppiluliuma gab. 😉

In die Finsternis – Scott McLeary

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

In die Finsternis - Scott McLeary | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, wie wichtig in Science Fiction die Wissenschaft ist, selbst bei nebensächlichen Details. In diesem Genre wird immer irgendein/e LeserIn über ungenaue Kleinigkeiten stolpern.

Der Anfang der Geschichte: Ein Asteroid saust auf einen erdähnlichen Planeten zu, doch die Raumschiffe, die ihn abfangen sollen, zerstören sich gegenseitig, so dass die Zivilisation, die sie schützen sollen, vernichtet wird.
Frankreich, erster Weltkrieg: eine Spezialeinheit der Franzosen wird in geheimer Mission ausgeschickt, während sich eine Gruppe Deutscher nicht weit von Verdun 90m tief in die Erde buddelt und versucht, nicht zwischen die Fronten zu geraten.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: Infodump

Zitat: Damals hatte man das Jahr 1914 geschrieben. Aber der Krieg war weitergegangen, und heute, im August 1916 hatte er seinen blutigen Höhepunkt erreicht. Die Schlacht um die Festung von Verdun war in vollem Gange. Tagtäglich starben sowohl auf deutscher als auch auf französischer Seite unzählige Soldaten bei dem Versuch, ein paar Meter Boden zu gewinnen. Sie kämpften einen wahnsinnigen Stellungskrieg, bei dem es nur Verlierer geben konnte.

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Analyse: Dieser Textabschnitt ist ein Infodump (Überschüttung der Leser mit Hintergrundinformationen). Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen. Da der erste Weltkrieg bereits im Klappentext erwähnt wurde, und die Spezialeinheit nach Verdun unterwegs war, hätten die meisten SciFi-LeserInnen geahnt, was da kommt. Zusätzlich werden die Auswirkungen des Stellungskriegs später detailliert gezeigt. Das einzige, was man als Leser evtl. gebraucht hätte wäre die Jahreszahl, und die hätte man an anderer Stelle viel unauffälliger einfließen lassen können.

Stolperstein #2: Wechsel der Erzählperspektive

In mehreren Szenen wird dargestellt, wie die französische Spezialeinheit eine Gruppe deutscher Soldaten eliminiert, die vor dem Grauen in Verdun fliehen will. Dabei springt der Autor von einem Kopf zum nächsten.

Analyse: Ich verstehe das Bedürfnis von Autoren, dem Leser möglichst viele Seiten einer Situation zu zeigen. Das ist legitim und erfordert verschiedene Erzählperspektiven. Damit man als LeserIn aber den Überblick nicht verliert, ist es zwingend notwendig, diese sauber voneinander zu trennen (bevorzugt mit einer Leerzeile oder drei Sternen). Mal einen Satz lang in diesen Kopf zu hüpfen, dann wieder in einen anderen, ist verwirrend. Selbst wenn man sich schnell wieder in den Text findet, ist das vielleicht genau der Stein des Anstoßes, der einen letztendlich dazu bringt, das Buch nicht zu Ende zu lesen.

Stolperstein #3: Fakten, Fakten, Fakten — zu SciFi gehört Recherche!

Zitat: Die Celeste (das Boot der Franzosen) befand sich bereits einige Kilometer weiter stromabwärts, als ein Fuchs von einem Jagdausflug zu seinem Bau zurückkehrte. Er war in schlechter Stimmung, denn die Jagd war nicht besonders glücklich verlaufen. Ein mageres Eichhörnchen war alles, was er erwischt hatte. Jetzt wollte er den kleinen Nüssesammler in seiner Höhle verzehren, doch ein massiges Hindernis lag direkt über seinem Bau und verwehrte ihm den Zugang (einer der getöteten Deutschen).
Der Fuchs stupste es mit seiner Nase an, aber das Ding rührte sich nicht. Er knurrte es an, doch seine Drohungen zeigten keine Wirkung. Also trottete er davon, um andernorts einen neuen Bau zu graben.

Analyse: Erstens hat ein Fuchsbau stets mehrere Eingänge, so dass sich dieser Fuchs kaum wegen eines Hindernisses über seiner Eingangstür einen neuen Bau graben würde, und zweitens sind Füchse Fleischfresser. Dieser ist, laut Aussage des Autors, sehr hungrig und würde sich vermutlich mit großer Begeisterung über den Leichnam hermachen. Was dabei zu bedenken ist, ist dass Füchse sehr feine Nasen haben. Solange der Geruch nach Mensch noch stark ist (ein paar Stunden nach dem Tod), wäre er dem Bau nicht einmal nahe genug getreten, um den Körper beschnüffeln zu können. Er hätte zu viel Angst. Erst wenn der Geruch nach Verwesung den Körpergeruch übertrifft, traut er sich näher.
Das Pech dieses Autors ist, dass ich Forstwissenschaft studiert habe. Das kann er nicht wissen. Er muss aber damit rechnen, dass viele SciFi-LeserInnen sich mit allen möglichen Wissenschaften ziemlich gut auskennen. Daher muss jeder, der in diesem Genre schreibt, alles recherchieren, was mit Physik, Biologie und Chemie zu tun hat.

Kudo #1: ein Prolog der passt

Analyse: Selten ist es, dass ich Prologe ohne Bauchschmerzen lese, aber dieses Mal muss ich sagen, dass er nicht nur für die Geschichte notwendig ist, sondern auch gut geschrieben. Ich konnte mir die Situation gut vorstellen.

Vor dem Erben kommt das Sterben – Ulrike Blatter

Published / by Katharina Gerlach / 1 Kommentar zu Vor dem Erben kommt das Sterben – Ulrike Blatter
Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Vor dem Erben kommt das Sterben - Ulrike Blatter | Spannung ohne Stolpersteine, die als Lara geboren wurde,Heute sehen wir, dass ein wiederkehrender Fehler den Lesegenuss stören kann, auch wenn er mit dem Inhalt des Textes gar nichts zu tun hat.

Der Anfang der Geschichte: Blanche kehrt nach Köln zurück, um ein neues Leben anzufangen. Der Mutter gefällt es nicht wirklich, hat sie mit ihrer Tochter doch bisher wenig Positives erlebt. Trotzdem stellt sie ihr ihre ursprüngliche Wohnung im Severinsviertel zur Verfügung. Und die Bauarbeiten am neuen U-Bahn Tunnel kommen unaufhörlich näher.

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Stolperstein #1: Formatierungsfehler

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Analyse: Im Roman sind Szenenwechsel oder Zeitsprünge durch Absätze getrennt, die drei Sterne enthalten. Das ist richtig und erleichtert das Lesen. Daher war ich leicht befremdet, als ein leerer Absatz ohne Sterne auftauchte. Außerdem ging es anschließend ohne oben genannte Gründe weiter (ich habe später im Quellcode nachgesehen, und an diesen Stellen ist ein geschütztes Leerzeichen [ ] eingebaut, das dort nicht hingehört). Ich ließ mich nicht stören. Aber als dann immer mehr dieser leeren Absätze auftauchten, lenkte es mich doch ab. Bald hielt ich intensiv nach weiteren Formatierungsfehlern Ausschau und musste mich zwingen, mich wieder auf den eigentlichen Text zu konzentrieren. Daher ein Stolperstein.

Stolperstein #2: fehlende Absätze

Zitat: Sie sagte es in einem Tonfall, als habe sie ein festes Ziel. Mutter blieb sitzen: „Wo willst du denn hin?“ „Ich komme schon klar.“ „Nun hau doch nicht gleich wieder ab. Du bist doch gerade erst gekommen.“ Lisbeth, stand auf und …

Analyse: Diese Textstelle steht genau so formatiert im Buch, dabei ist es für das Leseverständnis unumgänglich, vor jedem neuen Sprecher einen Absatz einzufügen. Nur wenn nach dem „sagte er“ (oder was immer als Ersatz eingefügt ist) die gleiche Person weiterspricht, kommt kein Absatz.

Es hieße also:

„Ich gehe jetzt in die Schule.“ Tobi stopfte sein Brot in den Ranzen. „Ich warte nicht länger auf dich.“

oder

„Ich gehe jetzt in die Schule.“ Tobi stopfte sein Brot in den Ranzen.
„Wartest du auf mich?“ Susie kam die Treppe herab.

aber niemals

„Ich gehe jetzt in die Schule.“ Tobi stapfte zur Tür. „Wartest du auf mich?“ Susie kam die Treppe herab.

Wie wichtig Absätze sind zeigt diese Version:

„Ich gehe jetzt in die Schule.“ Tobi stopfte sein Brot in den Ranzen. „Wartest du auf mich?“
Susie kam die Treppe herab.

Hier geht der/die LeserIn automatisch davon aus, dass Tobi weiterredet und wundert sich vielleicht, dass dann Susie hinter ihm herläuft. Sollte sie nicht auf ihn warten?

Diese Art der Absatz-Verteilung ist mir mehrfach untergekommen. Nicht so oft wie der Formatierungsfehler, aber oft genug, dass ich einen Stolperstein vergeben habe.

Kudo #1: interessanter Start

Analyse: Ich habe mich von der ersten Zeile an gut unterhalten gefühlt. Das ist vielversprechend. Besonders Cleo, die ewige Katze, hat mich erwischt, und dass, obwohl ich eigentlich Hunde bevorzuge.

Abschließende Bemerkung: Als ich dann weiterlas, tauchten einige Zeilen des Refrains eines sehr bekannten Lieds auf, dessen Entstehung aber noch keine 75 Jahre zurück liegt. Das kann zu großen Problemen führen, da Liedtexte sehr kurz und ihre Schöpfer recht prozessierfreudig sind. Will man also einen Rechtsstreit wegen Verstößen gegen das Copyright-Gesetz vermeiden, sollte man darauf verzichten, Liedtexte zu zitieren.

Die Dreizehnte Fee: Entzaubert – Julia Adrian

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Die Dreizehnte Fee: Entzaubert - Julia Adrian | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass für mich bei manchen Texten der Sport zu kurz kommt, und dass das gut ist.

Der Anfang der Geschichte: Die dreizehnte Fee wird von ihrer Schwester, der Schneekönigin in ihr Schloss im Norden gebracht, damit dort über sie Recht gesprochen werden kann. Doch das ist lange nicht so einfach, wie sich das die verbliebenen Feen vorstellen. Denn es ist die Königin, mit der sie es zu tun bekommen.

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Kudo #1: so einen spannenden Anfang hatte ich noch nie

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Analyse: Ich habe schon nach wenigen Seiten vergessen, dass ich eigentlich die Treppe hinauf und hinunter gehen wollte. Ich habe nur noch dagesessen und gelesen, bis ich das Buch ganz durch hatte. Und das hat eindeutig länger gedauert als 40 Minuten. Die Figuren sind interessant und packen einen trotz der düsteren Grundstimmung des Buches sofort. Mich haben sie (zum Leidwesen meiner Familie) nicht mehr losgelassen.

MondSilberLicht – Marah Woolf

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

MondSilberLicht - Marah Woolf | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, wie sehr Spannung von Gefühlen abhängt. Wenn es nicht gelingt, dem Leser die Gefühle glaubhaft vor Augen zu führen, stirbt die Spannung bereits auf der ersten Seite, und ansonsten unwichtige Kleinigkeiten z.B. bei der Formatierung werden plötzlich überproportional stark wahrgenommen.

Der Anfang der Geschichte: Emma verliert ihre Mutter durch einen Autounfall, muss nach Schottland zu ihrem Onkel ziehen, und lernt bei einer Rettungsaktion für Wale den geheimnisvollen Calum kennen.

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Stolperstein #1: widersprüchliche Formulierungen

Analyse: Gleich im ersten Kapitel, aber auch später, bin ich immer wieder über Widersprüche gestolpert, die ich hier in einem Punkt zusammenfasse. Wenn die Hauptfigur in einem Absatz den Geräuschen aus dem Wohnzimmer lauscht, die dann in einer Liste aufgeführt werden, kann im nächsten Absatz nicht absolute Stille herrschen (später gibt es eine Stelle, wo die Hauptfigur auf Ehrenwort verspricht etwas Gefährliches nicht zu tun, nur um es ein paar Seiten weiter doch zu tun). Fehler wie diese führen dazu, dass ich, aus dem Lesefluss gerissen, zurückblättere, um nachzusehen, ob ich mich verlesen hatte. Das ist ein Stolperstein.

Stolperstein #2: fehlende Logik

Analyse: Die Hauptfigur bemerkt, dass etwas nicht stimmt und steht auf, um nachzusehen, was ihre Mutter im Wohnzimmer so macht. Die Mutter ist nicht da, also regt sich die Hauptfigur etwas auf und … geht ins Bett zurück. DAS GEHT NICHT! Da stimmt der emotionale Zusammenhang überhaupt nicht.

Stolperstein #3: unsaubere Formatierungen und Rechtschreibfehler

Analyse: Immer wieder bin ich über unsaubere Formatierungen und fehlende Kommas gestolpert. Als mir dann auch noch eine Elipse (das sind diese drei Punkte, die für Auslassungen stehen) allein auf einer Zeile aufgefallen ist, war ich bald mehr darauf fixiert, die Fehler zu finden, als der Geschichte zu folgen. Ein schlechtes Zeichen. Endgültig ausgestiegen bin ich dann an folgender Textstelle (vorher ging es um die Familie der Freundin der Hauptfigur und warum sie dort nicht bleiben kann):

Eine Woche nach Moms Beerdigung kam sein Brief …

Interessant ist, das vor diesem Satz nur von weiblichen Personen die Rede war. Ein Satz später wird dann das Geheimnis gelüftet. Das „sein“ bezieht sich auf den Onkel, der sie nach Schottland einlädt. Warum also schreibt die Autorin nicht: Eine Woche nach Moms Beerdigung kam ein Brief meines Onkels …?

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Der Hautfehler dieses Buchanfangs konnte nicht mit einem Stolperstein behandelt werden, weil er sich konstant durch den ganzen Anfang (und vermutlich durchs ganze Buch) zieht. Die Hauptfigur erzählt in der Ich-Perspektive. Dies ist die Form einer Geschichte, in der man als LeserIn am weitesten in eine Figur schlüpfen kann. Man kann ihre Gefühle und Gedanken hautnah miterleben. Schade nur, dass in dieser Geschichte gar keine Gefühle vorkommen. Mit der Mutter stimmt was nicht? OK, ich geh ins Bett. Die Mutter hatte einen Autounfall? Auch gut, wohne ich eben bei meiner Freundin, solange es möglich ist. Ich muss nach Schottland, obwohl ich nicht will? Kein Problem, ich pack schon mal meine Sachen. ÖDE!

Kudo #1: Kapiteltitel

Analyse: Die Titel der einzelnen Kapitel sind rechtsbündig mit vorangestellter Grafik programmiert. Das sieht wunderschön aus. Ich will unbedingt wissen, wie das gemacht wurde, also muss ich mir wohl doch eine ePub Ausgabe des Buches besorgen, obwohl es mir nicht gut genug gefallen hat, dass ich es zu Ende lesen will. Die Hauptfigur ist mir zu unsympathisch und lässt mich zu wenig an ihren Gefühlen teilhaben.

Als die Zeit vom Himmel fiel – Mella Dumont

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Als die Zeit vom Himmel fiel - Mella Dumont | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir dass manchen Geschichten eine lineare Erzählweise nicht gut bekommt.

Der Anfang der Geschichte: Ein namenloser ER lebt normal, bis eine SIE sein Leben durcheinander wirbelt. Danach folgt ein ganzes Kapitel über die Hauptfigur, aber mehr oder weniger ohne sie wirklich greifbar zu machen. Wir erfahren, dass sie in einer Tankstelle arbeitet und wie sie dorthin gekommen ist und warum sie es genießt, dort zu arbeiten.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: Prolog

Analyse: Mal wieder geht es mit einem Prolog los. Zum Glück ist er sehr kurz. Trotzdem ist er ein exzellentes Beispiel dafür, warum man mit Prologen extrem vorsichtig sein sollte. Über die zentrale Person des Prologs erfahren wir Nichts. Er ist ein Normalo, der normale Dinge tut, bis eine Frau in sein Leben tritt. Aber ist das nicht in allen Liebesgeschichten so? Über die Frau erfahren wir noch weniger, nur, dass sie sein Leben durcheinander wirbelt. Wozu ist der Prolog also gedacht? Er gibt uns keine Informationen, die wir nicht auch später im Buch erfahren könnten. Er verwirrt und hinterlässt mehr Fragezeichen, als dass er uns hilft, in die Geschichte zu finden.

Stolperstein #2: Infodump

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Analyse: Das ganze erste Kapitel ist ein einziger Infodump, d.h. hier erfahren wir so ziemlich die ganze Kindheit und Jugendgeschichte der Hauptfigur, ohne dass auch nur eine dieser Anekdoten szenisch umgesetzt worden wäre. Es gibt nur erzählende Rückblenden, die aber in großer Zahl. Diese Infodump-Erzählweise taucht auch in späteren Kapiteln immer wieder auf.

Stolperstein #3: zu viele Details

Analyse: Ab Kapitel zwei wird es besser. Endlich erlebt man die Geschichte, und dazu gehören auch Details. Dabei sollte man aber beachten, dass Dinge an Wichtigkeit zunehmen, je genauer man sie beschreibt. So erwartete ich etwas Besonderes von der Schokolade (z.B. als Futter bei einer Heißhungerattacke der Hauptfigur Karla), als die Autorin die verschiedenen Sorten aufzählte — aber Nichts. Ähnlich ging es mir mit den Orchideen, die Karla bei ihrem Vater abgibt und die vier Absätze lang eine Rolle spielen und dann in der Versenkung verschwinden.

Als sich Karla dann für die Party fertig macht und in einem langen Absatz alles detailliert aufgelistet wird, was sie anzieht, und auch das Aussehen der männlichen Hauptfigur Jakob in Form einer längeren Liste präsentiert wird, habe ich den dritten Stolperstein vergeben. Listen kann man sich als LeserIn nicht gut merken. Das sind zu viele Details auf einem Fleck. Dabei wäre es es kein Problem gewesen, sich auf das wichtigste Merkmal zu konzentrieren, und die anderen Details später an Handlungen gekoppelt einfließen zu lassen (z.B. indem Jakob sich die Haare aus der Stirn streicht oder die Augenbrauen zusammenzieht).

Kudo #1: nette Grundidee

Analyse: Angetan von dem Titelbild habe ich mir dieses Buch gekauft. Die Idee, dass jemand in der Lage sein könnte, bei Druck kurze Zeitsprünge zurück zu machen, fand ich interessant. Und obwohl zahlreiche Passagen der Geschichte langweilig geschrieben sind, die Hauptperson unsagbar naiv ist (so hinterfragt sie ständig die Motivation der männlichen Hauptperson, obwohl er sie ständig beschützt, wundert sich aber kein bisschen über eine Firma, die sie trotz ihres mäßigen Abiturs in einer Luxuswohnung in München-Schwabing einquartiert, ihr ein großzügiges Gehalt anbietet und ihr den gesamten Umzug finanziert) und sich die Autorin oft in unwichtigen Details verliert, ist da etwas, was mich weiterlesen lässt. Noch. Mal sehen, wie mein Fazit aussehen wird, wenn ich die Geschichte ganz gelesen habe.

Zauberhaftes Aschenputtel – J. Vellguth

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Zauberhaftes Aschenputtel - J. Vellguth | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir wie unglaublich wichtig Details sind, denn sie verorten die Leser in Zeit und Raum. Wenn auf die fehlende Verortung noch dazu eine Erklärung von Informationen durch die Autorin trifft, wird es eng für eine Geschichte, ganz gleich wie hübsch das Titelbild.

Der Anfang der Geschichte: Ein junges Mädchen, das sich benimmt wie ein Kleinkind, beschließt, den Prinzen heiraten zu wollen, weil sie den König gesehen hat. Dann geht sie in den Wald, wo sie einen jungen Jägersmann trifft uns später eine verwundete Taube findet.

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Stolperstein #1: Autorenkommentar

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Ute nuschelte vor sich hin, über die schwindenden Gelder und den fehlenden Stammbaum eben der Hausherrin selbst. Wäre das der gnädigen Frau zu Ohren gekommen, hätte Ute wahrscheinlich um ihre Anstellung fürchten müssen. Aber sie hatte Glück, denn die Herrin des Hauses wurde von ihrer Tochter abgelenkt, die mit jubelndem Herzen und einem Lachen in den Hof hinauslief.

Analyse: Mal ganz abgesehen davon, dass ein Herz gar nicht jubeln kann, jedenfalls nicht so, dass die abgelenkte Mutter es hören könnte, spricht an dieser Stelle ganz eindeutig die Autorin und liefert Informationen, die sie für wichtig erachtet. Das hat mich irritiert. Als dann noch dazukam, dass das Mädchen (Anna) direkt vom Musikzimmer in den Hof stürmt, war ich ganz raus und musste erst einmal meine Vorstellung des Raums ändern. Von mir aus wäre ich nicht davon ausgegangen, dass das Studierzimmer einen direkten Zugang zum Hof hat.

Stolperstein #2: Wieder ein Problem mit der Verortung

Mit langen Schritten rannte sie in den Wald hinein, ohne auch nur zu ahnen, was dort auf sie wartete.

Analyse: Diese Textstelle kam nur einen Absatz später, gleich nachdem Anna aus dem Studierzimmer in den Hof gelaufen war. Von dort stürmt sie direkt in den Wald, so wie ich das verstanden habe, der offensichtlich bis dicht an den Hof reicht.

Natürlich ist das möglich, doch aufgrund des Kleides auf dem Titelbild nahm ich an, Anna würde auf einem großen Gutshof leben, wie es Adelige im 17. oder 18. Jahrhundert eben taten. Und an solche Höfe reichte ein Wald nicht mehr heran. Das Mädchen hätte an zahlreichen Stallungen, Außenhäusern, Feldern und Wiesen vorbeilaufen müssen.

Wäre dieser kleine Stolperer nicht so dicht hinter dem Ersten erfolgt, hätte ich ihn vermutlich ignoriert. Doch die Häufung hat mich endgültig aus dem Text gerissen.

Stolperstein #3: Und nochmal Verortung, diesmal in der Zeit.

Das ist Ketzerei. Nicht, dass sie (die Nachbarn, Anm.) uns noch die Inquisition auf den Hals hetzen.

Analyse: Und wieder wurde meine Annahme der Situation gestört. Das Kleid auf dem Titelbild hatte mich annehmen lassen, die Geschichte würde im 17. oder 18. Jahrhundert spielen. Doch das Wort Inquisition verbinde ich mit dem Mittelalter (13. bis 15. Jahrhundert). Wieder musste ich meine Annahmen anpassen, was mich aus dem Lesefluss riss.

Als ich dann einige Absätze später erneut über ein Verortungsprobem stolperte (Anna ist im Musikzimmer, als die Haustür aufkracht und gegen die Wand prallt. Führt die Haustür direkt in das Musikzimmer?), legte ich das Buch endgültig zur Seite, obwohl es ansonsten einigermaßen spannend geschrieben war.

Kudo #1: dreidimensionale Charaktere und wunderschönes Titelbild

Analyse: Das Titelbild gefällt mir ausgesprochen gut. Bei Indie-Büchern ist das nicht selbstverständlich. Ich finde auch die Charaktere der Geschichte recht gut getroffen. Mit wenigen Worten zeichnet die Autorin eine ehrgeizige Mutter, ein Wirbelwind-Mädchen und eine leidgeprüfte Dienerin. Nur der Prinz bleibt anfangs etwas blass.

Aquaphobie – Susanne Gerdom

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Aquaphobie - Susanne gerdom | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir dass eine SciFi-Geschichte selbst dann funktionieren kann, wenn die Grundidee fehlerhaft ist.

Der Anfang der Geschichte: Ferron ist eine Mezcla, ein Mischling zwischen Alien und Mensch, die ihren Lebensunterhalt durch den verkauf illegaler Drogen finanziert. Schnell findet man heraus, dass sie eine Undercover-Polizistin ist. Doch dann wird sie von ihrem derzeitigen Fall abgezogen, um im Fall von illegalen Dateports zu ermitteln, Geräten, die Informationen direkt ins Gehirn übertragen.

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Stolperstein #1: Wissenschaft in Science Fiction

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Analyse: Das Buch ist ganz klar Science-Fiction. Prima, ich liebe SciFi. Doch die Grundidee geht gegen alles, was ich in meiner Zeit an der Forst-Uni gelernt habe. Wenn es schon auf der Erde unmöglich ist, zwei recht nah verwandte Spezies (in galaktischen Maßstäben gemessen) erfolgreich ohne Gentechnik zu kreuzen, um wieviel unwahrscheinlicher ist eine erfolgreiche, natürliche Vermehrung von Alien mit Menschen (das stört mich übrigens auch bei StarTrek)?

Wenn man eine solche Vermehrung einführt, sollte sie nicht wenigstens Konsequenzen haben? Bei Kreuzungen von Eseln und Pferden sind die Nachfahren (Maultiere und Maulesel) nicht vermehrungsfähig. Eine Konsequenz wie diese oder zumindest eine lockere Erklärung, warum die Kreuzungen erfolgreich waren, hätte ich mir gleich am Anfang des Buches gewünscht, um die Prämisse verdauen zu können.

Interessant ist übrigens, dass mich die Prämisse in einem Fantasy-Roman gar nicht gestört hätte. Fantasy erhebt nicht den Anspruch, sich (zumindest überwiegend) an wissenschaftliche Gegebenheiten zu halten. Doch das Science (=Wissenschaft) in SciFi weckt eben bestimmte Erwartungen.

Kudo #1: interessanter Einstieg

Analyse: Nachdem ich die Prämisse endlich geschluckt hatte und sonst keine weiteren Stolperfallen finden konnte, hat mir der Anfang der Geschichte gut gefallen. Ich werde sie auf alle Fälle zuende lesen.

Stirb in Florenz – Olivia Kleinknecht

Published / by Katharina Gerlach / 2 Kommentare zu Stirb in Florenz – Olivia Kleinknecht
Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Stirb in Florenz - Olivia Kleinknecht | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir wie problematisch es ist, wenn man nicht das bekommt, was man erwartet. Dann stören einen Kleinigkeiten beim Lesen umso mehr.

Der Anfang der Geschichte: Ein alter, leicht verbitterter Mann beschließt, seine Erinnerungen aufzuschreiben. Dabei schweift er ständig ab, was zwar durchaus interessant ist, da es z.T. recht tiefgründige Gedanken sind, was aber die Geschichte so ausbremst, dass sie gar nicht recht in Fahrt kommt.

 

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Stolperstein #1/2: habe, hatte, bin — Vorvergangeinheit (Plusquamperfekt)

Analyse: Grammatikalisch völlig korrekt hatte die Autorin am Anfang ihrer Geschichte das Plusquamperfekt (ich hatte dieses Wort immer geliebt) eingesetzt. Leider hatte sie dabei nicht bedacht, dass so viele Hilfsverben auf einem Haufen das Lesen erschweren. Sie hatte zu einem Zeitpunkt angefangen und hatte sich dann umentschlossen. Danach hatte der alte Mann zusammengefasst, was er am Tag getan hatte.

Mal ehrlich. Liest sich das nicht ein wenig unrund? Aktiver und spannungsfördernder wäre es gewesen, den/die LeserIn den Tag des Alten miterleben zu lassen. Es gab keinen mir ersichtlichen Grund, die Teile, die die Autorin im Plusquamperfekt erzählt, nicht in eine lineare Erzählweise zu bringen. Mir hätte es besser gefallen. Ich gebe aber zu, dass dies eindeutig ein Punkt des Geschmacks ist (daher habe ich diesen nicht voll gezählt und abschließend einen 4. Stolperstein hinzugefügt).

Stolperstein #1+2: Doppelfehler durch Bedeutungsverschiebung

Analyse: Bei diesem Fehler muss ich zwei Textstellen zitieren und erklären, wie ich sie verstanden habe. Die erste Stelle ist folgende:
In den letzten Jahren meiner Tätigkeit erledigte ich nur noch wenige Prozesse selbst, …, die mich schließlich dazu bewogen haben, ganz aufzuhören, bevor ich meiner Kanzlei Schaden zufügte.

Diese Stelle bedeutete für mich, dass der Anwalt wegen einiger Gründe freiwillig in den Ruhestand ging, bevor ein Schaden auftrat. Damit ist der Satz allerdings falsch konstruiert, denn der Schaden war ja noch nicht eingetreten (wie ich dachte). Es hätte heißen müssen: bevor ich meiner Kanzlei Schaden zufügen konnte. Das war also ein Stolperer — notiert.

Ein Absatz später kam folgende Stelle:
Als schließlich einer meiner Mandanten, …, gegen mich auf Schadenersatz klage, …, drängten mich auch meine Associés in den Ruhestand.

An dieser Stelle bin ich so gestolpert, dass ich eine Weile stehen bleiben und meine Meinung zum vorigen Stolperstein revidieren musste. Offensichtlich ist tatsächlich ein Schaden für die Kanzlei eingetreten, wenn es vielleicht auch nur ein Imageschaden war. Folglich hätte der Satz oben heißen müssen: „die mich schließlich dazu bewogen haben, ganz aufzuhören, da ich meiner Kanzlei Schaden zufügte.“

Am sinnvollsten wäre es gewesen, die Informationen aus dem zweiten Absatz VOR die Aussage des ersten Absatzes zu verschieben, um diese Art der Verwirrung gleich auszuschließen.

Stolperstein #3: Hinhalten des Lesers / der Leserin

Analyse: Am Ende des ersten Kapitels steht:
Mehr will ich über meine aktuellen Umstände jetzt nicht erzählen. Morgen mache ich mich an den Anfang der Tragödie.

Ja mei (tät der Bayer sagen)! Ich dachte dies wäre der Anfang der Geschichte. Und als der Alte es dann nicht einmal schaffte, den Anfang der Geschichte im nächsten Kapitel unterzubringen, gab ich auf.

Stolperstein #4: Falsches Label

Analyse: Als ich aufhörte zu lesen, fragte ich mich, warum diese Geschichte für mich so wenig spannend war. Die Antwort darauf ist letztendlich recht einfach und doch kompliziert. Der Roman wurde mir als Krimi mit historischen Elementen angeboten, ist aber eigentlich eine Lebensbeichte, sozusagen fiktive Memoiren.

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Wenn ich aber einen Krimi lese, gehen damit gewisse Erwartungen einher, die dem Genre innewohnen. Am Anfang steht der Tod einer Person oder zumindest die Erkenntnis, dass eine Person sterben wird, und der Rest des Buches dreht sich darum, diesen Tod aufzuklären oder zu verhindern. Dabei fließt die eine oder andere persönliche Nebenhandlung in den Krimifaden ein. Dies ist aber bei diesem Buch keineswegs der Fall.

Bei Memoiren, fiktiv oder echt, erwartet der/die LeserIn, dass das Wesen der zentralen Person, in diesem Fall des italienischen Anwalts, die gesamte Erzählung färbt. Gerne dürfen Memoiren Krimielemente, Fetzen von Liebesgeschichten oder sogar Phantastisches enthalten, solange die Ereignisse die zentrale Person beleuchten und für LeserInnen begreifbar machen. Darum geht es in Memoiren, die Person kennenzulernen und bei jedem neuen Kapitel neue Facetten zu entdecken.

Ich würde diese Geschichte den fiktiven Memoiren zuordnen, nicht dem Krimi-Genre.

Kudo #1: gut gezeichnete Hauptfigur

Analyse: Der Autorin ist es außerordentlich gut gelungen, den Erzähler, einen alten, verbitterten Anwalt aus Italien, und seine beginnende Demenz darzustellen. Man sieht den Mann förmlich vor sich, riecht den vertrauten Geruch nach Kohlsuppe und Toilette, wenn man mit ihm in seiner düsteren Wohnung sitzt und ihm beim Schreiben über die Schulter sieht. Ich glaube, dass LeserInnen, die Memoiren mögen, diese Geschichte ausgesprochen spannend finden werden.