Kategorie: SoS-Überlebende

Der Ruf des Turul – Sarah Schäfle

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Der Ruf des Turul - Sarah Schäfle | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass die Spannung leidet, wenn zu vieles gezeigt wird.

Der Anfang der Geschichte: (Prolog) Eine Unbekannte würde gerne einer anderen Unbekannten (vermutlich der Hauptperson des Romans) helfen, kann aber nicht, weil sie eingesperrt ist.

(1. Kapitel) Die Hauptfigur telefoniert mit ihrer besten Freundin, die ihr die Karten gelegt hat. Sie tut die Merkwürdigkeiten als unwichtig ab. Dann beginnt der Alltag. Und das mehrere Seiten lang.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: Wenn das erste Wort ein Name ist, weckt das Erwartungen

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Analyse: Wenn als erstes Wort des ersten Kapitels ein Name kommt, gefolgt von einem Gespräch, geht man als Leser davon aus, dass die Hauptperson diesen Namen trägt. Stellt sich dann heraus, dass das falsch ist, muss man sich neu orientieren, wodurch der Lesefluss reißt. Stolperstein.

Stolperstein #2: luftleerer Raum

Analyse: Wenn ein Telefongespräch nicht verortet wird, verliert der Leser schnell das Interesse. Zwar war mir durchaus klar, dass die Hauptperson in ihrem Zimmer telefonierte, aber da es nicht das geringste bisschen Beschreibung gab (die ja die Hauptfigur auch charakterisiert hätte), hing alle irgendwie in der Luft.

Stolperstein #3: Alltag ohne Konflikte ist langweilig

Analyse: Nach einem längeren Gespräch über seltsame Ergebnisse beim Tarot (mit z.T. extrem langen Sätzen, bitte das nächste Mal darauf achten) wird minutiös gezeigt, wie der Alltag der Hauptperson aussieht. Das ist spätestens nach dem Zähneputzen langweilig. Hier hätte man besser kürzen können, um schneller zu den wirklich interessanten Erlebnissen zu kommen. Merke: Was langweilig ist, was alle kennen, sollte der Autor weglassen.

Kudo #1: liebevolle Figurenzeichnung

Analyse: Die Figuren sind schon durch wenige Worte zu eigenständigen Charakteren geworden (trotz der Probleme, die ich anmerken musste). Das ist nicht einfach und verdient Lob. Ich werde noch ein wenig weiterlesen, um zu sehen, ob das Erzähltempo im nächsten Kapitel vielleicht ein wenig anzieht.

Anvoutinosum – David Pawn

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Anvoutinosum - David Pawn | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass kleine Fehlerchen auch ausreichen, ein Buch zu Fall zu bringen. Kommt dann noch ein mögliches Problem ohne Erklärung dazu, wird es kritisch.

Der Anfang der Geschichte: Sophus und seine Liebste machen Urlaub in Irland, wobei sich Sophus an die Ereignisse der letzten Zeit (Band 5) erinnert und sich fragt, warum sein Gedächtnis so eine große Lücke aufweist. Doch dann werden sie urplötzlich zur Heilerstation Drei Annen zurückberufen, denn der beste Diagnostiker (Katenbauer) wurde suspendiert. Ihm droht die Befragung durch das Bundesamt unter Veritasserum, und aus unerklärlichen Gründen macht das Sophus sehr nervös.

Erhältlich bei Amazon.

Anmerkung: Dies ist der sechste Band der Zaubertränke Serie. Eigentlich hätte ich den ersten Band bewerten müssen. Leider hatte ich den aber bereits vor Beginn meines SoS-Konzepts verschlungen. Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Band vorstellen soll, aber da ich diese Serie sehr liebe, musste David Pawn jetzt endlich mal dran glauben. Das erste Kapitel ist handlungsarm und mit Rückblenden durchsetzt. Im ersten Band einer Serie wäre dies eine Kanonade von Stolpersteinen. In diesem Fall habe ich das nicht weiter angemerkt, da das Buch eng an die Ereignisse des Vorbandes anknüpft und diese Auffrischung nötig war.

Stolperstein #1: Perspektivwechsel von nur einem Satz

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Kurz vor ihrer Abreise hatte Lyra mit Katenbauer gesprochen. Sophus so still und in sich gekehrt zu erleben, beunruhigte sie. Sie berichtete ihm von dem Gespräch.

Analyse: In der ganzen Serie wird der Hauptperson Sophus Schlosser über die Schulter geschaut. Seine Gefühle, Gedanken und Erlebnisse werden erzählt. An dieser Stelle aber erfahren wir plötzlich, wie sich Lyra, seine Freundin, gefühlt hat. Das passt nicht ohne Ergänzungen. Eine einfache Lösung wäre gewesen, wenn Lyra ihre Besorgnis ihm gegenüber ausgedrückt hätte, oder wenn Sophus sie an irgendeinem Gesichtsausdruck erkannt hätte. So hat mich dieser unscheinbare Satz aus dem Tritt gebracht.

Stolperstein #2: falsches Leerzeichen

Analyse: Im ersten Kapitel werden einige Zeilen eines Liedes zitiert (ob es das gibt oder ob es ausgedacht ist, spielt hier keine Rolle). Die fehlenden Zeilen werden (korrekterweise) mit Ellipsen dargestellt. Leider hat es der Autor versäumt, das Leerzeichen nach der Ellipse durch ein fixes Leerzeichen zu ersetzen. Das ist ein Leerzeichen, das den Umbruch zwischen zwei verbundenen Wörtern verhindert. Sinnvoll ist es bei Ellipsen (die sonst plötzlich allein am Ende einer Zeile stehen) und bei Zahlen mit Maßeinheiten (wo es sonst passieren kann, dass die Zahl auf der einen und die Maßeinheit auf der nächsten Zeile steht). Wären die Ellipsen nur einmal allein auf einer Zeile vorgekommen, wäre ich ohne Stolperstein darüber hinweg gegangen. So aber … Da sieht man mal wieder, wie wichtig gerade die Kleinigkeiten sind.

Stolperstein #3: Fragen im Kopf des Lesers

Analyse: Sophus und Lyra eilen von ihrem Urlaubsort über Dublin zurück nach Werningerode. Dazu nutzen sie zunächst Kurzsteckenapparieren. In Dublin steigen sie in die Tube um, die Sophus nicht besonders mag. Kurz vor ihrer Abreise erklärt Lyra aber, sie wolle das Flohnetzwerk in Dublin nutzen, um ihren Vorgesetzten über ihre Reise zu informieren. Das Flohnetzwerk ist eine Art Reisemöglichkeit mit Hilfe verbundener Kamine. Sophus hat es bereits in früheren Bänden erfolgreich genutzt und keine Abneigung gegen diese Art zu reisen. Da stellte sich mir die Frage, warum sie dieses Mal nicht auch per Flohnetz reisen, und ich grübelte darüber nach, ob ich in den vergangenen Bänden dafür eine Begründung gelesen hatte. Ich halte es für wahrscheinlich, hätte mir an dieser Stelle aber eine kurze, auffrischende Erklärung gewünscht. Immerhin bin ich Vielleserin, und da geht mir schon manchmal ein Detail verloren. Auf jeden Fall war ich durch das Grübeln aus dem Lesefluss geraten, somit Stolperstein.

Kudo #1: Unglaublich kreativer Weltenbau

Auch diesen Band der Serie habe ich in einem Rutsch durchgelesen und kann ihn wie die anderen nur jedem ans Herz legen, der gerne Geschichten über Zauberer liest. Alle Bände sind absolut lesenswert.

In der Welt von David Pawn’s Zaubertränke Serie sind die Harry Potter-Bücher Memoiren, die von McGonagal unter Pseudonym veröffentlicht wurden. Nichtmagisch Begabte (Muggel) ahnen allerdings nicht, dass es auch in Deutschland Hexen und Zauberer gibt. Hauptperson der Serie ist Sophus Schlosser, ein ehemaliger Besenbinder (das magische Gegenstück zum KfZ-Mechatroniker) aus Werningerode, der wegen seines Talents Tränke zu brauen als Laborant in der Heilerstation Drei Annen arbeitet. Ich liebe die Verknüpfung der mir bekannten Gegenden (besonders des Harzes und seines Umlandes) mit den skurrilen Abenteuern eines liebenswerten und gelegentlich gedankenlosen Zauberers.

P.S.: Dieses Buch habe ich in gedruckter Form gelesen. Es war interessant zu bemerken, dass es zwischen eBook und gedrucktem Buch bei diesem Test einen Unterschied gibt. Ich werde schneller müde und auch die handschriftlichen Anmerkungen zu den Stolpersteinen am Rand des Buches waren hinterher schwer zu entziffern. 😀

Azur: Wenn eine Diebin liebt –

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Azur: Wenn eine Diebin liebt - Sabine Schulter | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass man auch auf hohem Niveau noch meckern kann. Allerdings muss ich sagen, dass ich, wäre ich ein Lektor, bei diesem Buch wohl mehr angefordert hätte als die 40 minütige Leseprobe.

Der Anfang der Geschichte: Azur ist eine Diebin, aber keine normale. Sie kann anderen Menschen die Träume stehlen, was bei den Opfern zu Schlafmangelerscheinungen und Gereiztheit führt (etwas, dass ihr Chef für sich auszunutzen weiß). Die gestohlenen Träume werden als Traumperlen an Süchtige verkauft. Obwohl Azur die beste Diebin ist, hasst sie ihren Job. Doch sie hat keine Wahl. Richtig groß werden ihre Probleme aber erst, als sie sich in Cedric verliebt, einen Beschützer, dessen Job es ist, Traumdiebstähle zu verhindern.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: Zeitfehler

„Kurz atme ich durch, springe von der Dachkante, auf der ich bereits eine geraume Weile saß, und greife auf der Hälfte meines Falls nach der Querstange einer Straßenlampe.“

Analyse: Die Geschichte ist im Präsens geschrieben, einer Zeitform, die ich nicht mag, auch wenn sie in der Jugendliteratur immer beliebter wird. Doch der Anfang ist spannend genug, so dass ich es kaum merke. Umso mehr stolpere ich natürlich über einen Satz wie den angegebenen. An dieser Stelle muss es heißen „gesessen habe“, ja, auch wenn dadurch eines der so unbeliebten Hilfsverben benutzt werden muss. Grammatik geht in den meisten Fällen vor Stil (Ausnahmen bestätigen nur die Regel und sollten nur von Könnern angewendet werden).

Stolperstein #2: voice

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Analyse: Das Buch wird aus zwei verschiedenen Perspektiven (POV) erzählt, der von Jess (Azur) und der von Cedric. Beide POVs sind in der Ich-Form geschrieben. Leider unterschieden sich die beiden „Stimmen“ kaum, so dass ich trotz Angabe des Namens des neuen Erzählers zuerst dachte, ich wäre noch immer in Azurs Kopf. Zwei Ich-Perspektiven sprachlich so voneinander abzusetzen, dass sie unverwechselbar klingen, ist schwer. Wenn man diese Technik (noch) nicht beherrscht, sollte man eine der Perspektiven (in diesem Fall würde ich Cedrics empfehlen) in der 3. Person (Er-Form) schreiben.

Stolperstein #3: Aussetzer eines Charakters

Analyse: Als Cedric Jess das erste Mal als Mensch, nicht als Dieb, begegnet, verliebt er sich sofort. Er betrachtet sie dann sehr genau, als sie davongeht. Dabei fällt ihm auf, wie geschmeidig sie sich bewegt.

Mich hat dabei ehrlich gestört, dass er nicht einmal ansatzweise bemerkt hat, dass er diese geschmeidigen Bewegungen kennt. Er hat sie am Abend vorher kennengelernt, als er Azur an einem Diebstahl hindern wollte. Da er als guter Beobachter eingeführt worden ist, hat mich das sehr gestört. Natürlich muss er Jess nicht sofort mit Azur gleichsetzen, doch ein komische Gefühl der Vertrautheit hätte der Geschichte einen zusätzlichen, und an dieser Stelle dringend benötigten, Konflikt geschenkt.

Kudo #1: traumhaft schönes Titelbild

Analyse: Das Titelbild ist wunderschön und passt hervorragend zu Teil 2 der Trilogie (ebenfalls in Blau).

Wunschträume: Seelenreise #1 – Kari Lessir

Published / by Katharina Gerlach / 3 Kommentare zu Wunschträume: Seelenreise #1 – Kari Lessir
Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Wunschträume: Seelenreise #1 - Kari Lessir | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass mir selbst ein Text gefallen kann, dessen Anfang kaum erkennbare Fantasy-Elemente hat und der eindeutig esoterisch geprägt ist (übrigens auf eine angenehm unaufdringliche Art ohne abgedreht zu sein).

Der Anfang der Geschichte: Zwei Freundinnen stellen fest, dass sie endlich wieder Männer brauchen, am besten je einen für’s ganze Leben. Doch das hat bisher nicht geklappt. Also schreibt Crissy, die Hauptperson, einen Wunsch in ihr Wunschbuch. Alles, was sie bisher dort hineingeschrieben hat, ist in Erfüllung gegangen, also hofft sie auch dieses Mal. Zunächst klappt es nicht, doch als sie den Wunsch ein wenig präzisiert, taucht sofort ihr Traummann auf. Nur, dass er anders ist, als sie ihn haben wollte.

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Stolperstein #1: Klischees

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Analyse: Das erste Klischee, das auftaucht, ist Mia, Crissys pummelige Freundin, die mal wieder auf Diät ist. Da habe ich ein wenig mit den Zähnen geknirscht, es aber durchgehen lassen, weil sich Mia im Verlauf des Anfangs als Persönlichkeit profiliert. Aber dann sprachen Mia und Crissy über Crissys ehemalige Lover. Und da wurde Klischee auf Klischee gehäuft (). Das gab dann doch einen Stolperstein, denn das war mir zu viel des Platten. Da hätte die Autorin auch bessere Beispiele finden können.

Kudo #1: Titelbild

Analyse: Das Titelbild ist einmalig schön und passt sehr gut zur Geschichte (soweit ich sie bisher gelesen habe).

Kudo #1: Esoterik

Analyse: Wer sich auf dieses Buch einlässt, sollte für ein wenig Esoterik offen sein, die ich aber bisher nicht als störend sondern als bereichernd empfand. Es kommt halt wie bei allen Themen darauf an, wie man sie verpackt. Der Autorin gelingt der Spagat zwischen Liebesgeschichte und seelischem Wachstum, ohne dass ich dabei den Spaß verliere. Das nenne ich gelungen.

Duocarns – Pat McCraw

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Duocarns - Pat McCraw | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir dass sich die Gefühlslage der Protagonisten nur zu leicht auf die Leser überträgt, wenn man als Autorin nicht auf Konflikt und Spannungsbogen achtet.

Der Anfang der Geschichte: ein paar seltsam aussehende Sternenkrieger sind auf Patrouille und langweilen sich, weil es derzeit keinen Angriff von den Bösewichten der Geschichte gibt. Der Anführer der Kämpfer freut sich auf einen Kampf, weil dann doch ein anderes Raumschiff auftaucht. Gleichzeitig versucht eine junge Frau einem Besoffenen eine Moralpredigt zu halten.

 
Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: Langeweile

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Analyse: Den Duocarns, einer Gruppe Weltraumkrieger unterschiedlicher Spezies, ist langweilig. Während ihr Anführer ihre Langeweile beobachtet, konnte die Autorin eine ausgiebige Beschreibung der Charaktere geben, die ich aber sofort wieder vergaß. Denn die Beschreibungen waren langweilig; es wurden keine Bilder in meinem Kopf geweckt mit deren Hilfe ich mir die Krieger hätte vorstellen können. Dazu kam, dass zu viele Personen auf einen Schlag beschrieben und mit schwer zu merkenden Namen vorgestellt wurden. Das einzige, was hängengeblieben ist, ist die Tatsache, das einer von denen seine Haut abziehen und wieder ankleben kann (was ich ehrlich gesagt ziemlich ekelig finde).

Stolperstein #2: sofortige Identifikation eines Raumschiffes

Analyse: Der Anführer der Duocarn entdeckt ein Raumschiff und alarmiert die Crew. Sofort wissen alle, dass es sich um ein Raumschiff der Bösen handelt. Im Prinzip nicht verkehrt, wenn außer ihnen niemand sonst in jenem Sonnensystem zu erwarten war. Leider hat die Autorin vergessen, das zu erwähnen, wodurch ich mich fragte, warum die Krieger nicht erst einen Scan oder sonst eine Form der Identifizierung durchführten, denn laut Beschreibung der Autorin ist das fremde Raumschiff kaum mehr als ein Schatten auf dem Monitor.

Stolperstein #3: ein absolut vollgedröhnter Junkie, geht mal eben aufräumen

Analyse: Also, ich weiß ja nicht allzu viel über Drogen, aber es reicht, um zu wissen, dass jemand im Vollrausch nicht in der Lage sein dürfte, zu laufen – geschweige denn sein Fixerbesteck von einem Kinderspielplatz wegzuräumen.

Alles in allem ein enttäuschender Buchanfang und eines der wenigen eBooks, die ich zurückgegeben habe.

Seance – Julia Mayer

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Seance - Julia Mayer | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass Infodumps und zu frühe Rückblenden den Lesefluß selbst dann ausbremsen, wenn sie voller interessanter Ideen stecken.

Der Anfang der Geschichte: Ein junger Mann, der sich von seiner Mago-Familie (alles Magier, Eltern eingeschlossen sind es 14 Frauen und 1 Mann) losgesagt hat und zu den Menschen gezogen ist, erhält eine Einladung zur Beerdigung seiner Großmutter, der er folgen muss, wenn er in Frieden weiterleben will. Also stellt er sich seiner furchtbaren Familie in DresdenX, einer Stadt unter der Stadt.

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Stolperstein #1: Infodumps und Rückblenden

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Analyse: Ich wurde in wenig mehr als einer Viertelstunde von vier langen Infodumps und mehreren Rückblenden ausgebremst, das war mir dann doch zu viel, so dass ich für alle gemeinsam einen Stolperstein vergebe.

Dabei waren die Ideen in den Infodumps eigentlich sehr interessant und gut durchdacht. Leider lasen sie sich wie Charakterstudien, die man zur Vorbereitung eines Romans schreibt. Mir hätte es besser gefallen, wenn die darin enthaltenen Informationen breiter durch den Roman gestreut worden wären.

Den Konflikt zwischen Alexej und seiner Mutter erlebt man besser direkt. Die Umwege seines Lebens in der Menschenwelt wären in einem Gespräch mit der Schwester seines Freundes gut aufgehoben gewesen. So geriet ich immer wieder ins Stocken, wenn die Handlung – schon wieder – durch eine Rückblende oder einen Block an Hintergrundinformationen unterbrochen wurde.

Stolperstein #2: Fehler in der Erzählzeit

Analyse: Der Roman ist durchgehend in der dritten Person Gegenwart geschrieben. Für mich war es daher sehr schwer, mich richtig in den Lesefluss hineinzufinden. Ich bevorzuge die Vergangenheit, denn das ist in den meisten Romanen die bevorzugte Zeitform. Sie wird beim Lesen, bedingt durch die Lesekultur mit der wir aufwachsen, vom Gehirn ausgeblendet, so dass die Geschichte in den Vordergrund treten kann. Da das aber ein Stilmittel der Autorin ist, ist es kein Stolperstein, nur eine ständige Erinnerung daran, dass die Geschichte aus Wörtern bestehlt. Gestolpert bin ich erst, als plötzlich ein Satz in der mir gewohnten Form stand:
„Aber der Seligsprechung war sie durch Alexejs Geburt beraubt worden.“
Genau hier hätte es „ist … beraubt worden“ heißen müssen. Durch die ungewöhnliche Zeitform bereits irritiert, fiel mir dieses Fehlerchen besonders auf. Wäre es ein Präsens in einem Roman, der ansonsten in der Vergangenheitsform geschrieben ist, wäre ich vermutlich nicht gestolpert.

Merke: Wenn man sich eine ungewöhnliche Zeitform für das Erzählen einer Geschichte aussucht, nimmt man in Kauf, dass LeserInnen schneller über Fehler stolpern, die sonst untergegangen wären.

Stolperstein #3: Fehler in der Recherche

Alexey reist nach Dresden. Er kommt um Mitternacht an und begibt sich dann zum Zwinger. „Alexej betritt ihn durch das Kronentor …“

Analyse: Eine einfache Suche in Internet ergibt, dass das Außengelände des Zwingers frei zugänglich ist. Der Zwingerhof aber, den man z.B. durch das Kronentor betreten kann, ist des Nachts verschlossen (was ich vor einigen Jahren übrigens am eigenen Leib erfahren musste, als ich mit einer Freundin um 8 Uhr abends dort ankam). Ja, auch in fiktiven Geschichten ist Recherche unumgänglich. Hätte die Autorin dies gewusst, hätte sie das Problem mit einer kurzen Anwendung von Magie aus dem Weg schaffen können.

Kudo #1: Interessante Idee, tolle Stimmung

Analyse: Die Idee einer magischen Welt unter der unseren ist nicht neu. Der Autorin gelingt es aber, die düstere Stimmung in DresdenX so einzufangen, dass man sich bald genauso bedrückt fühlt, wie die Hauptfigur. Mit etwas mehr Konflikt in den einzelnen Szenen und einer besseren Verteilung der Hintergrundinformationen, hätte ich die Geschichte sicherlich sofort zuende gelesen. So hebe ich sie mir für die Sommerferien auf, wenn mir sicherlich wieder einmal der Lesestoff ausgeht.

Inagi 1: Kristalladern – Patricia Strunk

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Inagi 1: Kristalladern - Patricia Strunk | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass einen selbst Kleinigkeiten ablenken können. Man muss nicht immer über einen dicken Brocken stolpern, aber wenn sich bei der LeserIn Gedanken einschleichen, die vom Buch weg führen, gerät das Lesevergnügen ins Hintertreffen.

Der Anfang der Geschichte:Ishira ist eine Sklavin und muss in einem Bergwerk blaue Energiekristalle sortieren. Doch nicht nur die Aufseher schikanieren sie, auch die anderen Frauen können sie nicht leiden. Vielleicht weil sie größer und kräftiger ist als andere Frauen. Doch dann tauchen eines Tages zwei Wissenschaftler auf und alles wird anders.

Erhältlich bei Amazon.

 

Stolperstein #1: die Empfindlichkeit der Kristalle ändert sich abrupt

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Analyse: Von der ersten Seite an wird detailliert beschrieben, wie die blauen Energiekristalle auf eisernen Loren aus der Mine gebracht und auf einen Sortiertisch gekippt werden. Holterdipolter. Die nach Größe sortierten Kristalle werden in Körben zu Fuhrwerken gebracht und auf die Ladefläche gekippt. Nochmal holterdipolter. Doch dann, mit einem Mal, muss die Hauptfigur sie im Heu verteilen, damit sie beim Transport nicht beschädigt werden.

Also ehrlich, ist das nicht ein wenig zu spät? Entweder sollte es einen anderen Grund geben, die Kristalle abzupuffern, oder sie müssen von vornherein anders transportiert werden. Beides gleichzeitig ist unglaubwürdig und reißt mich aus dem Lesefluss, weil ich die Welt zu hinterfragen beginne, die die Autorin gerade aufbaut.

Stolperstein #2: unbekannte Worte

Analyse: Der gesamte Anfang der Buches wird durchzogen von japanisch klingenden Worten. Die meisten versteht man schnell. Da aber immer mehr davon ohne große Erklärungen in den Text eingeflochten werden, wird es nach einiger Zeit schwer, sich daran zu erinnern, was welches Wort bedeutete. Immer wieder musste ich innehalten und überlegen -> daher Stolperstein, obwohl es im Prinzip richtig ist, fremdartige Worte über den Kontext der Geschichte zu erklären, nicht durch tatsächliche Erklärungen. Es waren hier nur einfach zu viele Worte, die ich mir in kurzer Zeit merken sollte.

Stolperstein #3: eigentlich kein richtiger Stolperstein, aber …

Analyse: Je länger ich las, desto mehr wunderte ich mich darüber, wie die Sklaven lebten. Zuerst hieß es, fast alle Dorfbewohner müssen im Bergwerk arbeiten, aber trotzdem haben alle eigene Hütten, Tiere (erwähnt werden Hühner) und genügend Lebensmittel. Also muss es doch irgendwo Menschen geben, die Felder bestellen und die Tiere versorgen. Obwohl das für die Geschichte eigentlich völlig irrelevant ist, begann mich das Problem so sehr zu beschäftigen, dass ich den Sinn dessen, was ich las, nicht mehr aufnahm. Daher Stolperstein.

Kudo #1: starke Konflikte, interessante Figuren

Analyse: Mir gefällt der Anfang der Geschichte insgesamt sehr gut, daher habe ich mich über mich selbst geärgert, weil ich die Stolpersteine vergeben musste. Im Kontrast zu vielen Fantasy-Romanen wird man hier mitten in eine fremde Welt und und in die Handlung geworfen und versteht die Geschichte trotzdem. Der Autorin gelingt es, mit wenigen Worten eine Welt zu erschaffen, die man sich wirklich vorstellen kann. Alles, was mich davon abhält, das Buch ganz zu lesen, ist die Tatsache, dass es sich um eine Serie handelt (und ich bin keine Leserin von Serien). Aber ich werde es in Erwägung ziehen, denn der Anfang hat mir außerordentlich gut gefallen.

Luna Park 2 – Olivia Monti

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Luna Park 2 - Olivia Monti | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass ein verkorkster Anfang dazu führen kann, dass man den Text am liebsten aus der Hand legen möchte, wodurch man dann aber etwas Interessantes verpasst.

Der Anfang der Geschichte: Vier Kinder ärgern sich darüber, dass sie von ihren Eltern vernachlässigt, abgeschoben oder total überwacht werden. Trotz schlechter Erfahrungen im vorigen Sommer, beschließen sie, einen Jahrmarkt zu besuchen. Als sie mit einer seltsamen Geisterbahn fahren, geraten sie erneut auf den gruseligen Rummelplatz in einer elternlosen Parallelwelt, auf dem sie schon einmal gefangen waren.

Erhältlich bei Amazon.

 

Stolperstein #1: schiefes Bild

Wolkenkratzer aus Champagner

Analyse: Gleich auf der ersten Seite stolperte ich über dieses Bild. Zum einen ist es unmöglich, Wolkenkratzer aus einer Flüssigkeit zu bauen (sie könnten höchstens damit gefüllt sein), zum anderen ist dieser ominöse Wolkenkratzer mit Alkoholfüllung auf einem ausschließlich Kindern zugängigen Rummelplatz zu finden. Da das Buch laut eigener Angabe für Kinder ab 11 ist, finde ich das mehr als bedenklich. Somit kommt für mich zu dem Stolperer noch ein Zielgruppenproblem.

Als ich dann weiter las, fand ich noch ein paar schiefe Bilder.

Stolperstein #2: erzählen statt zeigen

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Analyse: Das erste Kapitel fasst erzählend zusammen, was im ersten Band passiert ist. Das habe ich mir zähneknirschend gefallen lassen. Immerhin habe ich den ersten Teil nicht gelesen und fand es in Ordnung, die Informationen so gekürzt zu erhalten. Allerdings empfand ich es als irritierend, direkt angesprochen zu werden, so als säße mir die Hauptperson gegenüber. Zuerst dachte ich, das Kapitel sei von der Autorin an mich gerichtet. Das schien aber nicht zu passen. Ich kam dann nach ein paar Absätzen dahinter, dass mir die Hauptperson die Zusammenhänge erklärt. Soweit, so gut.

Ich erwartete dann, dass das Buch mit dem zweiten Kapitel so richtig in die Gänge kommt, aber weit gefehlt. Noch ein erzählend zusammenfassendes Kapitel. Diesmal ging es darum, dass die Eltern der Hauptpersonen nach Band eins wieder in ihr altes Verhalten zurückfallen. Da das aber ausschlaggebend für den weiteren Verlauf des Romans ist, hätten diese Verhaltensweisen (oder wenigstens die Reaktion der Kinder darauf) unbedingt gezeigt werden müssen. So stehen da Behauptungen im Raum, die mich emotional völlig kalt lassen. Erst ab dem dritten Kapitel, in dem die Kinder auf dem Rummelplatz ankommen, wird es szenisch und damit interessanter.

Stolperstein #3: ungenaue Formulierungen

Zasa hatte nur noch ein Stimmchen.

Analyse: Ich verstehe, was die Autorin damit sagen will. Zasa spricht leise und evtl. zittert ihre Stimme auch. Aber durch diese Art der Formulierung fragte ich mich natürlich sofort, ob sie vorher mit mehr als einer Stimme gesprochen hatte. War jetzt nur noch eine übrig?

Beim weiteren Lesen fielen mir mehrere ungenaue Formulierungen auf, was schade ist, denn gerade solche Stellen kann man gut nutzen, um die Emotionen einer Figur herauzuarbeiten.

Kudo #1: hervorragend Korrektur gelesen und ab dem dritten Kapitel recht interessant

Analyse: Ich muss jetzt auch mal ein Lob für die exzellente Arbeit des Korrektors aussprechen. Ich habe bisher nur wenige deutsche Indie Bücher gelesen, die derart frei von Flüchtigkeitsfehlern waren. Hut ab.
Außerdem wird das Buch ab dem dritten Kapitel spannender. Ich werde noch ein wenig weiterlesen, bevor ich entscheide, ob ich das Buch zu Ende lese oder es zur Seite lege.

Ein Froschkönig zum Dessert – Patricia Jankowski

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Ein Froschkönig zum Dessert - Patricia Jankowski | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass wenige, kleine Stolpersteine einem Text ebenso schaden können, wie ein großer. Und dass, obwohl der Rest der Geschichte durchaus spannend geschrieben ist. Ich habe mich richtig geärgert, als ich auf den dritten Stolperstin getroffen bin, denn ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Der Anfang der Geschichte: Magdalena, übergewichtig, mit schwachem Selbstbewußtsein, und ihre atemberaubend schöne beste Freundin Christiane, lernen durch einen Verkehrsunfall den reichen Verlagserben Nathan kennen. Beide finden ihn auf Anhieb attraktiv. Für Magdalena ist es der Schock ihres Lebens, als der gutaussehende junge Mann sich für sie interessiert, mit ihr ausgeht und ihr Avancen macht. Ist das nicht zu schön, um wahr zu sein?

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Stolperstein #1: gefühlte Zeit vs. tatsächlich verstrichene Zeit

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Ein heftiger Stoß von der Seite ließ meinen Satz unbeendet. Vor Schreck stützte ich mich refexartig mit einer Hand am Armaturenbrett ab, was einen scharfen Schmerz durch mein Handgelenk schickte. Im nächsten Augenblick hörte ich das schrille Kreischen von Metall auf Metall, es gab einen weiteren Ruck, dann stand der Wagen still.

Analyse: Ein Autounfall passiert im Bruchteil einer Sekunde, und es passiert so viel, was man als AutorIn darstellen will. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, die tatsächlich verstreichende Zeitspanne so zu dehnen, dass alles erzählt werden kann, ohne dass der Leser über den Zeitunterschied stolpert. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten.

Bei der ersten wird jedes Detail so überzogen, wie es in einer Zeitlupenaufnahme passiert. Dadurch kann man als AutorIn das Bewußtsein der Leser auf ganz spezielle Details lenken, die sonst untergehen würden (obiges Beispiel angepasst: Ein heftiger Stoß von der Seite ließ meinen Satz unbeendet. Wie durch einen Schleier sah ich meine Hand refexartig auf das Armaturenbrett prallen. Wollte ich mich abstützen? Schon möglich. Schmerz zog sich von meinem Handballen über das stark belastete Handgelenk – ich war eben kein Fliegengewicht, und der abrupte Geschwindigkeitswechsel entfaltete ungeheure Kräfte – den ganzen Arm hinauf. Erst das schrille Kreischen von Metall auf Metall brachte mein erstarrtes Gehirn zu der Erkenntnis, dass wir mit einem anderen Wagen zusammengeprallt waren. Ein zweiter Ruck riss mich aus meiner Erstarrung. Ich war froh, dass die Wagen jetzt standen).

Bei der zweiten werden die Sätze so verkürzt, die Emotionen und Beschreibungen so verdichtet, dass nur eine Momentaufnahme übrig bleibt (obiges Beispiel angepasst: Ein heftiger Stoß von der Seite. Der Satz war vergessen. Meine Hand flog nach vorn. Aufprall auf dem Armaturenbrett. Schmerz! Oh weh, mein Handgelenk. Und dieses Kreischen! Metall auf Metall – es ging mir durch und durch. Noch ein Ruck, dann Stille. Der Wagen stand.).

Bei dem oben gezeigten Ausschnitt ist keine der beiden Methoden konsequent benutzt worden, so dass ich als Leserin das Gefühl hatte, der Unfall dauere zu lange.

Stolperstein #2: brauchen

Meiner Meinung nach brauchten wir nicht auf den Abschleppwagen warten.

Analyse: Ich gebe offen zu, dass dies einer meiner persönlichen Hassfehler ist. Umgangssprachlich (und vielleicht sogar nach den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung, ich weiß es nicht), muss bei diesem brauchen kein zu eingefügt werden, aber mein Gehirn verlangt danach. Immer wieder stolpere – und (was schlimmer ist) ärgere – ich mich über dieses vergessene „zu“. Denn wer brauchen braucht, ohne zu zu gebrauchen, braucht brauchen gar nicht erst zu gebrauchen. So habe ich es gelernt, so will ich es lesen!

Stolperstein #3: feststehende Phrasen

… kannte ich nicht einmal vom Namen nach.

Analyse: Es muss entweder „vom Namen her“ oder „dem Namen nach“ heißen. Die meisten Menschen spüren, dass ihnen eine wohlbekannte Phrase falsch vorkommt, wenn etwas daran nicht stimmt, obwohl die meisten nicht sagen können warum. Obige Phrase ist so ein Bespiel. Ich habe länger darüber nachdenken müssen, bis mir klar wurde, was nicht stimmte.

Kudo #1: sympatische Hauptfigur

Analyse: Die übergewichtige Hauptfigur war mir auf Anhieb sympatisch. Kämpfen wir nicht alle mit ein paar Pfunden zu viel? Und glauben nicht selbst die hübschesten Frauen (wenigstens von Zeit zu Zeit), sie seien nicht begehrenswert? Daher konnte ich die Gefühlswelt der Hauptfigur (Magdalena) wunderbar nachvollziehen. Ich werde dieses Buch auf alle Fälle zu Ende lesen.

Books & Brown: Die Janus-Affäre – Pip Ballantine, Tee Morris

Published / by Katharina Gerlach / Leave a Comment
Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Books & Brown: Die Janus-Affäre - Pip Ballantine, Tee Morris | Spannung ohne Stolpersteine(Dies ist nur ein Vorschaubild. Das richtige Bild folgt, sobald ich aus der Kur zurück bin.)
Heute sehen wir, wie unglaublich wichtig eine korrekte Verortung ist. Wenn sich die Leser nicht orientieren können, fehlt ihnen das Verständnis für die Szene.

Der Anfang der Geschichte: Eine junge Frau flieht vor einer unbekannten Gefahr durch einen Zug, und als sie endlich ein bekanntes Gesicht sieht, wird sie von einem geheimnisvollen Blitz getroffen und verschwindet.

Erhältlich bei Amazon.

 

 

Stolperstein #1: überflüssige Ellipse

Es wäre kaum ein Sieg, falls sie an Asche und Ruß erstickte …

Analyse: Eine Ellipse ist ein Auslassungszeichen. Es deutet an, dass Buchstaben oder Wörter weggelassen wurden, z.B. weil der Sprecher durch irgendetwas unterbrochen wurde, oder weil ein Zitat verkürzt werden muss. Sie ans Ende eines vollständigen Satzes zu stellen, macht keinen Sinn. Das ist sicher ein Fehler, über den viele LeserInnen nicht stolpern würden, aber mich macht so etwas fuchsig. (Was mich an diesem Satz übrigens gefreut hat, ist die korrekte Anwendung des Konjunktivs. Viele Autoren benutzen die in der Umgangsspache übliche Form mit „würde“. Das geht zwar, ist aber nicht so elegant.)

Stolperstein #2: Verortung in der Szene

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Die Fliehende ist kurzerhand auf das Dach des Zuges geklettert, wo es dunkel ist. Sie stellt dann fest, dass sie sich wohl in einem Tunnel befinden muss, worauf folgender Satz folgt: Plötzlich verschwand die Landschaft ringsum, und …

Analyse: Wenn es um die Hauptfigur dunkel ist, woher kommt dann bitte eine Landschaft, die verschwinden kann? Außerdem wurde diese Szene so geschrieben, dass die junge Frau aufs Dach klettert, sich den Ärmel vor den Mund drückt wegen des Rußes und der Asche (übrigens ein sehr gelungenes Bild), und das war’s. Wenig später steigt sie auf der anderen Seite herunter, ohne sich in irgendeiner Weise bewegt zu haben; jedenfalls wurde das nicht erwähnt. Ich musste beim Lesen einmal zurückblättern, um diesen Sprung zu verarbeiten. Stolperstein

Stolperstein #3: Eindeutschung von Städtenamen

… mit den Edinburgher Suffragetten …

Analyse: Gleich vorweg, die Eindeutschung von Städtenamen ist grammatikalisch korrekt und wurde an dieser Stelle auch richtig angewendet. Mich hat es trotzdem aus dem Lesefluss gerissen, weil ich weiß, wie die Schotten Edinburgh aussprechen, nämlich so ähnlich wie Eddin-bürrah (mit gerolltem R). Und da passt das „er“ einfach von der Wortmelodie nicht dahinter. Ich hätte daher „mit den Suffragetten aus Edinburgh“ empfohlen. Ich weiß, dass mir das vielleicht als Korinthenkackerei ausgelegt werden wird, aber ich dokumentiere hier ja die Dinge, über die ich stolpere. Also Stolperstein.

Kudo #1: Steam-Punk Atmosphäre

Analyse: Gut gefallen hat mir die Art und Weise wie die Autoren fast beiläufig das Steampunk-feeling rüberbringen. Das macht Spaß zu lesen. Schade, dass ich so früh gestolpert bin.