Autor: Katharina Gerlach

Das Blut der Akkadier – Jordan Bay

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Das Blut der Akkadier - Jordan Bay | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass unvollständige Sätze sowohl Stilmittel als auch Stolpersteine sein können.

Der Anfang der Geschichte: Bix ist ein Akkadier, d.h. ein Mensch, der mit einer göttlichen Bestie verschmolzen ist. Seine Aufgabe ist es, Monster zu killen, die Menschen ihre Seelen stehlen und ihr Blut trinken. Aber an diesem Tag jagt er nicht, sondern besucht das Grab seiner verstorbenen Geliebten. Leider wird er dort von den Monstern angegriffen.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: unvollständige Sätze

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Erinnerten Brix immer ein wenig an Enûma.
Müsste sich mal wieder rasieren.
Holte tief Luft und wandte sich dem kleinen, einst weißen Denkmal zu.
Und nach etwa 10 Minuten lesen:
Mehr nicht. War damals nicht üblich. Zumindest nicht auf diesem Friedhof.

Analyse: Ich bin also in zehn Minuten dreimal über unvollständige Sätze gestolpert. Beim ersten habe ich gedacht: Stilmittel, lass mal. Aber beim dritten habe ich die Stolpersteinflagge gehisst. Dann, nur wenige Ansätze später, kamen drei unvollständige Sätze auf einmal, und diesmal passten sie. Das ließ mich innehalten und überlegen. Wann ist denn nun ein solcher fast-Satz ein Stilmittel und wann nicht? Ich denke, die Antwort ergibt sich aus dem Zusammenhang. Das letzte Beispiel schloss sich an einen Absatz an, in dem die Hauptfigur über den Tod und den Friedhof nachdachte. Man war als Leserin also ganz dicht an den Gedanken und Gefühlen. Deshalb wirkten diese abgehackten Sätze wie eine Fortsetzung der Gedanken. Das passte. Bei den anderen Beispielen (und auch bei denen, die ich später in der Novelle noch fand) war diese enge Bindung nicht vorhanden.

Stolperstein #2: abrupter Perspektivwechsel

Das Einzige, was ihn (Bix) fortwährend irritierte, war der Duft von Schokolade, den er auch jetzt noch wahrnehmen konnte.
Ella saß mit ausgestreckten Beinen …

Analyse: Wenn die Perspektive einer neuen Figur gewählt wird, sollte die Leserin darauf vorbereitet werden, z.B. durch eine Leerzeile, durch ***, oder durch einen anderen, eleganteren Paragraph-Teiler. So musste ich innehalten und mich neu orientieren, was zu dem Stolperstein geführt hat.

Stolperstein #3: falscher Satzbau

Sie schleuderte eine der Gabeln direkt in seine Stirn und nutzte sie das Schwert des unter ihr liegenden …

Analyse: Argh. Ausgerechnet jetzt, wo die Geschichte gerade richtig in Fahrt kam, muss ich über einen so dummen Fehler stolpern. Das zweite „sie“ stammt eindeutig aus der Verschmelzung zweier vorher eigenständiger Sätze. Es ist somit ein Überbleibsel der Überarbeitung, und hätte eigentlich während des Korrektorats gefunden werden müssen. Schade… Denn diese Geschichte hätte mit etwas mehr Sorgfalt das Zeug zu den 40 Minuten gehabt.

Kudo #1: ungewöhnliche Mythologie

Analyse: Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin eine bei uns wenig bekannte mythologische Welt als Grundlage für ihre Serie nimmt. Mich persönlich hat das alte Babylon mit seinen zahlreichen Göttern immer sehr fasziniert. Daher musste ich diese Novelle unbedingt lesen. Ich habe es nicht bereut. Abgesehen von den Sex-Szenen (ich bin kein Fan von so etwas), war die Geschichte spannend geschrieben und ich habe sie in weniger als 1 1/2 Stunden verschlungen (wie gesagt, den Sex habe ich überblättert).

Sveta und der Junge aus dem Wald – Ramona Mädel & Axel Saalbach

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Sveta und der Junge aus dem Wald - Ramona Mädel & Axel Saalbach | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass die Spannung abreißt, wenn sich der/die Autor/in einmischt.

Der Anfang der Geschichte: In einem großrussischen Zarenreich, das auch Deutschland einschließt, flieht Svetas Mutter vor ihrem aggressiven Ehemann, als dieser zwangsversetzt wird. Sveta ist gezwungen, ihm in die Einöde zu folgen und wird dort von ihm und von ihrem Bruder als billige Arbeitssklavin missbraucht.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: Rückblende in eine Szene, die besser gezeigt worden wäre

Mit dem Jahreswechsel hatte sich alles geändert, von einem Tag auf den anderen war alles auf den Kopf gestellt worden. Beim Großen Moment der Vergabe war dem Hause Chasow vollkommen überraschend die Transporthoheit über die Deutsche Oblast zugesprochen worden, ausgerechnet jetzt, als ihr Vater bei den Anführern des Clans in Ungnade gefallen war.

Analyse: Wer diesen Blog aufmerksam verfolgt hat weiß, dass ich keine Freundin von unnötigen Rückblenden gleich am Anfang einer Geschichte bin. Das allein hätte schon für ein rotes Fähnchen gereicht. Aber hier setzen die Autoren dem ganzen die Krönung auf. Nicht nur folgt die Rückblende bereits nach wenigen Absätzen, sie führt auch in die Szene mit dem auslösenden Ereignis (dem Grund, warum eine Geschichte spielt). Das ist aus der Perspektive einer Geschichtenerzählerin wie mir, ein Verbrechen an der Leserin. Die Szene, in der der Vater in Ungnade fällt, die Ehefrau verliert und seine Sachen packen muss, hätte unendlich spannend werden können, wenn … ja, wenn die Autoren sie nicht in ein paar Sätzen zusammengefasst hätten.

Stolperstein #2: Informationen, die die Figur nicht hat

…, dem kleinen Ort, der allein von der Holzproduktion lebte und der vermutlich gar nicht mehr existieren würde, …

Analyse: Im Absatz vor dieser Textstelle erklären die Autoren detailliert, dass Sveta noch nie außerhalb von Berlin war und ganz besonders nicht in einer so entlegenen Ecke des Zarenreiches wie der, zu der sie jetzt fliegen, und dass sie sich auch nie dafür interessiert hat. Daher hat es mich ziemlich verwundert, dass sie bereits wusste, dass der Ort von der Holzproduktion lebt. Woher weiß sie das? Wäre es nicht möglich, dass die Dorfbewohner Bergbau betreiben? Oder eine ganz spezielle Tierart züchten, die der Zar gerne verspeist oder jagt? Vielleicht leben sie auch vom Handel mit seltenen Pelzen. Sveta kann höchstens spekulieren. Die Aussage war aber als absolute Wahrheit (im Rahmen der Geschichte) formuliert, daher der Stolperstein.

Stolperstein #3: Autorenstimme

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Sergej Maximow hatte knapp siebzehn Jahre zuvor die hohe Gebühr an das Zarenreich entrichtet, da er sich nach Jan einen zweiten Stammhalter erhofft hatte. Dass Sveta ein Mädchen geworden war, schien er ihr seit jeher übel zu nehmen. Die vielen Arbeiten, die sie für ihn erledigen musste, betrachtete er als einen Teil der Entschädigung, die sie für die vielen Rubel aufbringen sollte, die er einst gezahlt hatte, um sie zeugen zu dürfen. Seit ihrer Ankunft war endgültig jede Freude aus Svetas Antlitz gewichen. Tiefe Ringe hatten sich um ihre Augen gegraben, …

Analyse: Das hier ist zweifelsfrei Backstory (also Hintergrundwissen zur Figur). Dummerweise ist es geballt als Infodump eingefügt worden und man hört ganz deutlich den erhobenen Zeigefinder der Autoren: „Und dies, liebe Leser, müsst ihr auch noch wissen!“

Informationen über den Charakter so plump einzufügen hat bei mir gereicht, den Stöpsel zu ziehen. Was wäre es toll gewesen, wenn eben diese Informationen während der Geschichte gezeigt worden wären, und wenn sie der Erzählstimme des Textes treu geblieben wären. Etwas wie: „Pffft. Das kannst du ja eh nicht. Bist ja bloß ein Mädchen.“ aus dem Mund des Bruders und ein: „Eine Haushälterin wär billiger gewesen als die Gebühr für deine Zeugung. Was für eine Verschwendung.“ vom Vater hätten den ganzen Hintergrund beinhaltet, der mir im obigen Absatz so sauer aufgestoßen ist, ohne den Lesefluss zu stören.

Midnight Eyes – Juliane Maibach

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Midnight Eyes - Juliane Maibach | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass auch ein Fehlen von Stolpersteinen nicht garantiert, dass das Buch spannend ist.

Der Anfang der Geschichte: Ein komischer Kauz vollzieht ein Ritual, dass ihm seine Kraft wiedergibt. Anschließend ist ein Mädchen Frühstück und geht in die Schule.

Erhältlich bei Amazon.

Kudo #1: Prolog

Analyse: Tja, es will schon etwas heißen, wenn eine Prologhasserin eben den Prolog als gelungen anpreist. Von dem Teil des Buches, den ich gelesen habe, war dies das spannendste Kapitel.

Stolperstein #1: ist eher ein Schlurfen über lange Strecken

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Analyse: Wie bei dem Buch letzte Woche, habe ich mir dieses gekauft, weil mit Klappentext und Titelbild sehr gut gefallen haben. Auch der Prolog hat mir gefallen (s.o.), denn er war spannend genug, um mich in die Geschichte hineinzuziehen. Doch alles andere bestand aus Alltäglichem, Schulstress und Unwichtigkeiten. Von Plot oder Spannung keine Spur.

Nein, diesmal haben mich keine Rechtschreibfehler, unsaubere Formulierungen, falsche Bezüge, unzeitige Rückblenden, laue Charaktere oder ähnliches zum Stolpern gebracht. Seitens des sprachlichen Handwerkzeugs war alles in Ordnung. Diesmal watete ich nach dem Prolog durch wachsende Berge schleichender Langeweile. Mir wurden bei jedem Schritt, jeder Treppenstufe die Füße schwerer, und meine Motivation versackte irgendwo im Keller.

Deshalb brach ich das Ganze endlich ab, obwohl ich nicht gestolpert war. Aber diesem Buch die 40-Minuten Plakette zu verleihen war mir einfach nicht möglich. Selbst 13 Minuten waren mir schon zu viel.

Graue Magie – Bianka Peiler

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titel - name | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass man Leser verwirrt, wenn man nicht exakt genug formuliert.

Der Anfang der Geschichte: Michael Wiegald ist Buchnerd mit Leib und Seele … ach nee, ohne Leib, denn er ist schon länger tot. Zum Glück fristet er sein Geisterdasein in einer Bibliothek. Doch sein geordnetes Leben kommt komplett durcheinander, als er sich verliebt.

Erhältlich bei Amazon.

 

Stolperstein #1: Wortwiederholung gleich auf der ersten Seite

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Analyse: Ich hatte mich von dem wirklich gelungenen Titelbild und der vielversprechenden Idee des Klappentextes verleiten lassen, dieses Buch zu kaufen und muss sagen, ich war ziemlich enttäuscht. Das ging schon damit los, dass ich gleich im ersten Satz über eine Wortwiederholung stieß. Der Titel des Kapitels ist „Der Besuch der holden Dame“ und der erste Satz „Zum ersten Mal erblickt ich ihre holde Gestalt…“

Eine solche Wiederholung ist sicherlich unter normalen Umständen kein Kapitalverbrechen, aber auf der ersten Seite hat es mich dennoch stolpern lassen. Zum einen lag das daran, dass das Wort „hold“ nicht mehr besonders gebräuchlich ist (was aber zum Erzähler passt, denn er ist schon über 50 Jahre tot), und zum anderen, weil es auf meinem eReader direkt untereinander stand. Dadurch wurde meine Aufmerksamkeit aus dem Text auf das Wort gelenkt, und ich war raus.

Stolperstein #2: Verortung (Genauigkeit der Formulierungen)

Analyse: Nachdem der Geist seine Angebetete entdeckt hatte, kommt eine Mini-Rückblende (etwas, das ich hasse, denn es gibt an dieser Stelle keinen Grund, eine halbe Minute zurückzublenden. Das Geschehen hätte sehr gut auch linear erzählt werden können), in der der Erzähler (der Geist), beschreibt, wie er aus dem Fenster sieht. Dann erklärt er, dass es sein Lieblingsplatz IN der Bibliothek ist, um dann damit fortzufahren, dass eine Dame ihren Dackel an einen Baum pinkeln lässt. Selbstverständlich fragte ich mich sofort, was ein Baum und ein pinkelnder Dackel samt Frauchen in der Bibliothek zu suchen hatten. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass der Erzähler zum Blick aus dem Fenster zurückgekehrt war. Lesefluss gerissen.

Stolperstein #3: unmögliche Ansichten

Analyse: Nicht einmal zwei Absätze tiefer der nächste Stolperstein. Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive geschrieben, und dann kommt das: …und mein Gesichtsausdruck ähnelte ganz automatisch dem eines Canabis widerkäuenden Lamas…

Ja, wie kann der sich bitte selbst sehen? Ohne Spiegel? Als Geist? Hier hätte der Satz so formuliert werden müssen, dass er sich entweder in besagtem Fenster spiegelt (was für Geister eigentlich eher unmöglich sein sollte, aber wenigstens das Problem lösen würde), oder dass er vermutet, dass er so aussieht.

Abschließend ist zu sagen:
Mittlerweile war ich ehrlich froh, das Buch aus der Hand legen zu dürfen. Nicht, dass es schlecht geschrieben wäre, nein. Die Idee ist interessant und, soweit ich gelesen habe, souverän umgesetzt. Doch hat mich der gewollt altertümliche Stil des Erzählers bereits nach diesen wenigen Seiten so genervt, dass ich mich gefragt hatte, ob ich es überhaupt 40 Minuten mit ihm aushalten könne. Da das aber kein Stolperstein sondern Geschmacksache ist, habe ich bis zum dritten Stolperer weitergemacht. Wer weniger Probleme mit dem Stil der Geschichte hat als ich, wird hier sicher mit einer originellen Idee beglückt.

 

Dux Aquilaura – David Pawn

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Dux Aquilaura - David Pawn | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass sympathische Charaktere automatisch Spannung erzeugen, wenn man sie in interessante Situationen bringt.

Der Anfang der Geschichte: Ex-Besenmacher Sophus und seine Angebetete besuchen ein lokales Quidditch-Spiel, bei dem der Star der Werningeröder Werwölfe bewusstlos vom Besen stürzt.

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Stolperstein #1: falsches Wort

Sie deutete flüchtig auch sich selbst.

Analyse: Das muss „auf sich selbst“ heißen. Ich habe es aber erst bemerkt, nachdem ich mich mehrfach gefragt habe, „wieso auch?“ Daher gibt es einen Stolperstein.

Kudo #1: tolle Sätze und Katharina-kompatibler Humor

„Das Leben ist kein Ponyhof – das erkennen Sie schon an den vielen Eseln, die überall herumlaufen.“

Analyse: Das ist nur ein Beispiel von der hinteren Mitte des Buches, aber es ist mein Lieblingssatz aus diesem Buch (und auf viele Situationen anwendbar). David Pawns Humor liegt mir, und das ist gar nicht so leicht, weil ich irgendwie mit dem derzeit üblichen platten Humor der deutschen Humoristen-Szene nicht zurecht komme.

Kudo #2: Ein Wagnis

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Analyse: Um es klar zu sagen, ich liebe die Geschichten um Sophus Schlosser und seine Freunde. David Pawns leiser Humor macht diese Bücher für mich zu einem echten Leseerlebnis. Allerdings mache ich mir große Sorgen, was die Sache mit dem Copyright angeht. Selbstverständlich verweist der Autor auf die Quellen von Harry Potter und listet akribisch alle aus dem Original benutzten Worte in einem Anhang auf. Auch sind seine Geschichten völlig unabhängig von Rowlings Universum. Die Welt, die David Pawn erschafft, ist in sich eigenständig, auch wenn sie sich ans Potterversum anlehnt. Fan-Fiction ist dies garantiert nicht mehr. Aber reicht das, wenn es wirklich mal zu Copyright-Verletzungsvorwürfen kommen sollte? Mir egal. Ich werde jedes weitere Buch verschlingen, dass er veröffentlicht.

Rauklands Sohn – Jordis Lank

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Rauklands Sohn - Jordis Lank | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir mich grummelig, weil das Buch so unglaublich spannend ist, dass mich die Stolpersteine nicht daran hindern werden, es zu Ende zu lesen. Was mal wieder zeigt, dass man als Leser Kleinigkeiten verzeiht, wenn die Spannung stimmt. Um so mehr ärgert es mich, dass ich nicht bis 40 Minuten gekommen bin.

Der Anfang der Geschichte: Prinz Ronan hat die Schlacht verschlafen. Dadurch haben Rauklands Feinde gesiegt. Sein Vater bestraft ihn so hart, dass er daran beinahe stirbt.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: falsches Wort

Ein ganzes Dutzend (Männer) kam herbeigelaufen, um ihn an einem Fichtenstamm zu zerren.
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Analyse: das Bild, das ich bei dieser Formulierung in den Kopf bekam, war das eines jungen Mannes, der an einen Fichtenstamm gefesselt über den Boden geschleift wurde. Aber im nächsten Satz wurde gesagt, dass eben dieser Stamm senkrecht im Boden steckte. Somit ergab das Bild in meinem Kopf keinen Sinn. Ich musste nur kurz überlegen, dann wusste ich, was nicht stimmte. Es muss heißen: um ihn an einen Fichtenstamm zu zerren. Da sieht man, wie wichtig es ist, immer genau das richtige Wort zu finden.

Stolperstein #2: falscher Ort

Analyse: Ronan ist auf Lannoch angekommen, um König Merin nach den Aufgaben zu fragen, die er bestehen muss, damit ihn sein Vater nicht noch schlimmer bestraft (Ende Kapitel drei). Mitten in dieser Szene (Anfang Kapitel 4) folgt eine fast zweiseitige, wunderbar formulierte Beschreibung der Insel aus Sicht ihres Königs … eine echte Liebeserklärung an das Land. An jeder anderen Stelle hätte ich sie genießen können, aber hier wirkte sie fehl am Platze, oder so als fehle etwas.

Der König ist geschockt, was am Ende des 3. Kapitels sehr gut dargestellt wurde. Ich verstehe, dass er sich erst sammeln muss, bevor er dem Eindringling, Ronan, antworten kann. Dann sollte die Beschreibung aber imho diese Angst widerspiegeln. Stattdessen ist sie voll Ruhe und Kraft. Das passte nicht. Vielleicht wäre es besser gewesen, diese Beschreibung an eine andere Stelle zu verschieben.

Stolperstein #3: fehlender Absatz

(Merin spricht zuerst. Außer ihm und einem schweigenden Kind, ist niemand da, der sprechen könnte)
„Wie bitte?“, keuchte Ronan. „Wozu das?“
„Ihr braucht einen Freund, um eure Aufgaben zu bewältigen.“
„Es sind mehrere?“ Merin nickte.

Analyse: Wenn kein „sagte“ oder „fragte“ an der wörtlichen Rede steht, gehen Leser immer davon aus, dass die Person, die im folgenden Satz steht, die Worte gesprochen hat. Als mir also klar wurde, dass Ronan in der letzten Zeile gesprochen hatte, nicht Merin, war der Spannungsfaden erneut gerissen. Wirklich schade, denn dieses Buch hätte es verdient, die volle Zeit zu erreichen.

Kudo #1: Spannung trotz der Holperer

Analyse: Diesem Buch gelingt es, den Leser in eine Welt zu stoßen, ohne Rücksicht auf fehlendes Vorwissen. Alles, was zum Verständnis benötigt wird, wird zeitnah und ohne Infodumps geliefert. Kunstvoll überlässt es die Autorin dem Leser, diese faszinierende Welt selbst zu entdecken. Sie wird vor den Augen des Lesers lebendig. Das ist großartiges Kopfkino.

Lena Stern: Thanatos – Ulli Eike

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Lena Stern: Thanatos - Ulli Stein | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, dass Krimis, was Spannung angeht, ein Sonderfall sind.

Der Anfang der Geschichte: Eine junge Frau, zur Prostitution gezwungen, steigt zu einem Mann mit eiskalten Augen in den Wagen. Später kommt Kriminalhauptkommissarin Lena Stern auf Dortmund’s Hauptbahnhof an und bekommt sofort Probleme.

 
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Stolperstein #1: Wortwiederholung

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Die beiden verwahrlost aussehenden Jugendlichen stoppten wie vom Blitz getroffen, starrten Lena eine Sekunde lang an und tauschten dann untereinander einen schnellen Blick. Dann wandten sie sich wie auf Kommando um und trabten … davon.

Analyse: Durch die Wortwiederholung holpert dieser Absatz. Nötig wäre das zweite „dann“ gar nicht, da es für den zweiten Satz auch elegantere Satzanfänge gegeben hätte (z.B.: kreidebleich oder wortlos oder einfach sie).

Stolperstein #2: zu spät einsetzender Hauptkonflikt

Analyse: Die erste Szene macht klar, dass die junge Zwangsprostituierte in großen Schwierigkeiten steckt. Das ist gut gelungen. Dann folgen durchaus spannende Szenen auf dem Bahnhof, die klar machen, dass sich Lena nicht immer ganz nach Vorschrift verhält. Auch gut gelungen. Doch dann kam die Vorstellung im Büro. Auch hier wurden wieder zukünftige Konflikte angedeutet, was im Prinzip richtig ist. Leider wurde die Szene dadurch länger, als es dem Spannungsbogen gut tat. Ich merkte bald, dass ich mich ständig fragte, wann der eigentliche Krimi denn endlich losginge. Die Zeile „Leiche im Horstmarer See“ hat mich dann glücklicherweise erlöst. Von da an habe ich im ganzen Buch keine einzige Szene gefunden, bei der die Spannung durchhing.

Eine richtige Lösung für das Problem mit den Vorstellungen habe ich aber nicht. Wenn jemand eine neue Arbeitsstelle betritt, ist eine solche Vorstellungsrunde üblich. Aber muss ein Roman immer genau dem wahren Leben folgen? Vielleicht wäre es spannender gewesen, wenn die Wasserleiche gleich nach dem Treffen mit Lenas Vorgesetzter angekündigt worden wäre und sie ihre anderen Kollegen erst im Laufe der Ermittlungen näher kennengelernt hätte.

Kudo #1: nahezu ununterbrochen spannend

Analyse: Was für die meisten Romane wichtig ist, ist für Krimis unerlässlich: Spannung, die niemals abreißt. Ich gebe zu, dass ich mittlerweile durch die vielen Bücher, die ich bereits gelesen habe, sehr empfindlich geworden bin, wenn ein Spannungsbogen nicht stimmt. Umso mehr freut es mich, sagen zu können, dass dieses Buch, von dem oben angemerkten abgesehen, keine Durchhänger hat. Ich kann es uneingeschränkt empfehlen.

ein Gesamtproblem: Da das Buch, abgesehen von den Stolperern, sehr spannend und angenehm zu lesen war, habe ich es in einem Rutsch zuende gelesen. Dabei ist mir aufgefallen, dass das in der ersten Szene angesprochene Problem der Zwangsprostitution, auf die der Autor ziemlich viel Zeit und Emotionen verwendet hat, komplett aus der Geschichte verschwunden war. Ich kann nur hoffen, dass es in den Folgebänden eine wichtigere Rolle spielen wird, sonst würde ich mich als LeserIn betrogen fühlen. Leser erachten alles für wichtig, was der Autor beim Schreiben besonders hervorhebt, daher fehlte mir der Bogen. Ich bin aber gewillt, auf weitere Bände der Serie zu warten, um zu sehen, ob sich dieser Handlungsfaden noch auflösen wird.

Rabenfeuer – Dana Graham

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Rabenfeuer - Dana Graham | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir mich ratlos, denn gestolpert bin ich nicht. Trotzdem hat mich der Anfang nicht gerade vom Hocker gehauen.

Der Anfang der Geschichte: Ein Junge wird mit einer einseitigen Lähmung geboren. Sein Vater verstößt ihn, weil er nicht glauben kann, dass ein Krüppel die geheimnisvolle Prophezeiung erfüllen kann. Dann wächst das Knäblein heran…

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Kudo #1: eine Hauptperson mit besonderen Bedürfnissen

Analyse: Es ist extrem selten, dass die Figuren eines Romans körperliche oder geistige Makel aufweisen. Die meisten AutoInnen schreiben nicht über Menschen mit besonderen Bedürfnissen (sogenannte Behinderte). Daher ist es um so lobenswerter, dass sich Dana Graham traut, einen körperlich angeschlagenen Helden als Hauptperson in den Mittelpunkt zu stellen.
 

Stolpersteine #1 bis #3: sind keine Stolpersteine sondern ein anhaltendes Unbehagen

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Analyse: Obwohl das Buch mit einem unglaublichen Konflikt beginnt, verpufft die Spannung fast sofort. Was folgt ist die mäßig spannende Zeit, in der die Hauptfigur aufwächst und sich verschiedene Feinde macht. Es gab nichts, was ich eindeutig als nicht spannend hätte benennen können. Die lokalen Konflikte treiben die Geschichte klar voran (wenn auch etwas sehr vorhersehbar). Warum also kommt mir der Anfang so langweilig vor (die Spannung wird im Laufe der Geschichte besser)? Ich habe fast die ganze Woche darüber nachgegrübelt, bin aber zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen.

Liegt es daran, dass ich mich in die Figuren nicht einfühlen kann, oder dass die Motivation einzelner Figuren manchmal nicht stimmt? Das ist sicher Teil des Problems. Zum Beispiel handelt die Hauptfigur im Laufe der Geschichte immer wieder impulsiv, obwohl sie als ruhig und bedächtig beschrieben wird. Aber das allein ist es sicher nicht, denn ich habe schon Bücher mit wesentlich schlechter motivierten Helden gelesen und als spannend empfunden.

Gibt es nicht genug Konflikte? Das muss ich verneinen. Vor dem jungen Mann türmt sich ein Berg von Problemen auf, die sich zum größten Teil aus seiner Situation ergeben. Das ist eigentlich rundum gelungen.

Nach langem Hin und Her glaube ich, dass das Problem in der mangelnden emotionalen Reaktion der Figuren liegt. Die Gefühlswelt der Hauptfiguren bleibt, bis auf die Liebesgeschichte, im ganzen Buch unklar. Selbst das für den jungen Mann angeblich so wichtige Ziel, Krieger zu werden, findet nur Erwähnung in Nebensätzen oder als fadenscheinige Begründung für merkwürdige Entscheidungen. Ich glaube, dass tiefer ausgearbeitete Gefühle das Quentchen Spannung gebracht hätten, das ich vermisst habe (wie gesagt, das gilt nur für den Anfang. Der Rest des Buches ist wesentlich spannender). Vielleicht ist es aber auch nur eine Frage des persönlichen Geschmacks. Denn die Geschichte hat mir insgesamt viel Spaß gemacht. Ihr fehlte nur am Anfang die rechte Würze.

Abgeschossen – Cornelia Lotter

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Abgeschossen - Cornelia Lotter | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir, wie schwierig lange Sätze sein können.

Der Anfang der Geschichte: Ein Mann erschlägt einen alliierten Piloten nachdem dessen Flugzeug abgestürzt ist. Viele Jahre später muss sich eine junge Frau um die Auflösung des Haushalts ihres verstorbenen Vaters kümmern.

Erhältlich bei Amazon.

Kudo #1: Themenwahl

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Analyse: Die Lynchmorde an abgeschossenen amerikanischen Bomberpiloten während der letzten Jahre des Zweiten Weltkrieges sind ein Thema, das bis heute kaum bekannt ist. Bis heute gibt es kaum eine Aufarbeitung dieser schrecklichen Taten. Umso lobenswerter ist es, dass sich dieses Buch mit einem so wichtigen Thema befasst.

Stolperstein #1: zu langer und zu komplizierter Satz

An jenem winterstarren Sonntagnachmittag jedoch, als Karen gerade von einem Spaziergang zurückgekommen war, die Wangen noch von der Kälte gerötet, das Teewasser zu kochen begann und die leisen Klänge eines Klavierkonzertes den Raum erfüllten, an einem solchen Nachmittag schlich sich der Tod wie ein Eindringling in die warme Geborgenheit der Wohnung.

Analyse: Man merkt, wie poetisch die Sprache trotz der Dramatik ist. Das ist wunderbar. Leider ist dieser Satz durch zwei Einschübe schwer zu verstehen. Besser wäre es gewesen, ihn in zwei oder gar drei Sätze zu zerlegen. Diese Art Bandwurmsatz ist mir später noch an einigen (zum Glück sehr wenigen) Stellen aufgefallen.

Merke: je leichter ein/e Leser/in einem Text folgen kann, desto besser.

Stolperstein #2: falscher Bezug

Lotte ließ es sich nicht nehmen…; Karen müsse sich erst einmal erholen… „Die Beerdigung ist um Elf. Wir haben uns um alles gekümmert.“ Die beiden hatten sich kaum verändert, nur ihre Haare waren grauer geworden…

Analyse: Mit „die beiden“ sind Tante und Onkel der Hauptperson gemeint. Allerdings wurde der Onkel in den Sätzen vor diesem gar nicht erwähnt, sondern nur Lotte (die Tante) und Karen (die Hauptfigur), so dass ich innehalten und überlegen musste. Stolperer

Stolperstein #3: widersprüchliche Informationen

Nie hatte es zu irgendeiner Tür einen Schlüssel gegeben. Nicht einmal das Bad konnte man absperren…
und einige Absätze darunter:
…bei der Gelegenheit nachschauen, ob die Schlüssel in den wenigen verschließbaren Türen auch herumgedreht worden waren.

Analyse: Ich verstehe durchaus, was gemeint ist. Die Zimmertüren im Haus haben keine Schlüssel, die Außentüren schon. Leider ist das durch die Art der Formulierung so ungeschickt gemischt worden, dass mal erst überlegen muss, um es zu verstehen. Stolperer

Obwohl dieses Buch nicht die vollen 40:00 Minuten geschafft hat, möchte ich es jedem ans Herz legen, der sich für die jüngere Geschichte unseres Landes interessiert. Conrelia Lotter lässt sich Zeit, ihre Figuren einzuführen, schafft es aber immer wieder, mit wunderschöner Prosa zu überraschen. Das gibt einen interessanten Kontapunkt zu dem furchtbaren Thema des Buches, der das Lesen zum Genuss macht.