Waldesruh — Anja Bogus

Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Waldesruh - Anjy Bagus | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir dass ein Buch trotz zahlreicher Rechtschreibfehler enorm spannend sein kann.

Der Anfang der Geschichte: Ein junger Mann rennt in den Wald und verwandelt sich in einen Hirschmenschen, dem alle Tiere folgen. Anschließend darf die adelige Minerva einen eleganten Sportwagen mit Aethereinspritzung fahren, was für Frauen ihrer Zeit sehr ungewöhnlich ist. Der Besitzer des Wagens will zu einer Glashütte, wo er einen Mord entdeckt.

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Stolperstein #1: Rückblende nach dem ersten Absatz

Analyse: Bevor ich jetzt gleich wieder ausgeschimpft werde, weise ich darauf hin, dass alle Kriterien sehr subjektiv sind, und ich mag es nun einmal nicht, wenn eine Szene an Zeitpunkt A beginnt (weil man da einen coolen Satz hat) und dann sofort zwei oder drei Schritte in der Zeit zurück geht. Das ist nicht nötig. In solchen Situationen ist es imho immer interessanter, die Rückblende als Szene vernünftig auszuschreiben und dann entsprechend früher in der Zeitlinie anzufangen. Und bei diesem Roman begann gleich das erste Kapitel mit einer solchen unnützen Rückblende (die noch dazu als Prolog betitelt war, wozu ich aber erst nächste Woche ein paar Worte sagen werde). Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, denn die übersprungene Zeit war sehr interessant und hätte es verdient richtig ausgearbeitet zu werden.

Stolperstein #2: sehr, sehr viele Rechtschreibfehler

Analyse: Die Geschichte ist spannend geschrieben, keine Frage. Jeder, der Spaß an Steampunk hat, wird sich in dieser Welt sofort wohlfühlen. Trotzdem bin ich immer und immer wieder über Unachtsamkeiten gestolpert, die jede(r) mittelmäßige Gymnasiast/in hätte bereinigen können. Und so eine(n) sollte die Autorin doch finden können. Ich bin relativ unempfindlich gegen Rechtschreibfehler, aber wenn sie so gehäuft auftreten wie hier, vermiesen sie mir auch das Lesevergnügen. Und wenn ich jeden Fehler als einzelnen Stolperstein gezählt hätte, wäre ich schon sehr schnell mit dem Test durch gewesen. Das dumme ist nur … das Buch ist wirklich, wirklich spannend. Ich konnte es bis zum Ende trotz der vielen Fehler kaum aus der Hand legen. Ein Zeichen dafür, dass eine gute Story alles übertrumpft, selbst mein Unwohlsein bei Fehlern.

Stolperstein #3: POV Wechsel innerhalb von wenigen Sätzen

„Blau steht dir nicht“, sagte sie (Mutter) dann nur und war in Gedanken schon bei ihrem Auftritt im Speisesaal.
Minerva (POV Figur) seufzte leise…

Analyse: An einigen Stellen ist mir ein kurzer Wechsel der Perspektivfigur (POV Figur) aufgefallen, wie zum Beispiel in diesem Abschnitt. Das ganze Kapitel war bis dahin aus Minervas Perspektive erzählt worden, aber der Nachsatz nach der wörtlichen Rede bezieht sich ganz auf die Mutter der Figur, deren Gedanken wiedergegeben werden. Da die Tochter ihre Mutter gut kennt, wäre dieser Fehler durch eine Umstellung der Formulierung leicht auszubügeln gewesen (z.B. durch hinzufügen von „vermutlich“).

Kudo #1: unglaublich faszinierende Welt

Analyse: Ich bin in die Geschichte eingetaucht und habe mittendrin völlig vergessen, weiter die Treppe hinauf und hinunter zu steigen, so sehr bin ich abgetaucht. Das ist mir schon länger nicht mehr passiert. Insgesamt war das Buch ein toller Lesespaß, den ich guten Gewissens weiterempfehlen kann.

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