Schlagwort: Geschichte

Joli Rouge – Alexandra Fischer

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Achtung: Dies ist ein Härtetest, der nicht mit einer Rezension verwechselt werden darf. Für eine Rezension lese ich den ganzen Text, bevor ich ihn beurteile. Der SoS-Test entspricht im Prinzip dem, was der Lektor eines Verlages tut, dessen Hauptaufgabe das Aussortieren von Manuskripten ist.

Joli Rouge - Alexandra Fischer | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir das ein Text alles richtig machen kann, und ich trotzdem ein paar Mal stolpere.

Der Anfang der Geschichte: Ein junger Mann, ein wenig ängstlich und übervorsichtig, arbeitet als Pirat, obwohl er Blut hasst. Dabei rettet er eine indianische Schönheit vor den Spaniern und erhält sie zur Ehefrau. Als die Tochter der beiden in die Pubertät kommt, bringt sie durch ihre Unbeherrschtheit beinahe ihren geliebten, geistig zurückgebliebenen Bruder um.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: Diskrepanz zwischen Wortwahl und Charakter

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„…glaubte, ein drakonisches Grinsen auszumachen“

Analyse: Die ersten Szenen sind komplett aus Sicht des zukünftigen Vaters der Hauptperson geschrieben, der als Sohn einer „Hexe“ nach Amerika geflüchtet ist. Ich bezweifle, dass er das Wort drakonisch kennt. Wenn man, so wie hier, tief in eine Figur kriecht und ihre Gefühle darstellt und die Welt aus ihrer Sicht schildert, muss man die daraus resultierenden Einschränkungen bedenken.

Stolperstein #2: POV-Wechsel bitte deutlich machen

Analyse: Der Anfang der Geschichte wird aus Sicht des Vaters der Hauptperson geschildert. Dann folgt ein Stück aus Sicht der Hauptperson, gefolgt von einer Szene, die wieder aus Sicht des Vaters geschildert ist. Dummerweise war zwischen den letzten beiden keine Leerzeile, so dass ich irritiert innehalten musste, als plötzlich wieder Émile zur POV-Figur wurde. Ich empfehle bei bewusst gewählten Wechseln der POV-Figur, was dies eindeutig war, eine Leerzeile oder ein Trennzeichen (z.B. ***) einzufügen. Das erleichtert das Textverständnis.

Stolperstein #3: außer Konkurrenz, da nach 44 Minuten

… verwahrte seine Gebeine in einer Kalebasse auf …

Analyse: Es heißt entweder „verwahrte er seine Gebeine“ oder „bewahrte er seine Gebeine auf“. 😀

Kudo #1: Piratin!!!

Analyse: Piraten sind beliebt, das weiß man spätestens seit „Fluch der Karibik“. Dabei aber eine Frau in den Mittelpunkt zu stellen, obwohl bis heute viele Seemänner immer noch der Meinung sind, Frauen an Bord würden Unglück bringen, hat mich begeistert.

Bassus – Annette Eisenmann

Published / by Katharina Gerlach / 2 Kommentare zu Bassus – Annette Eisenmann

Bassus - Annette Eisenmann  | Spannung ohne StolpersteineHeute sehen wir dass eine gute Leseprobe zu Verkäufen führt.

Ursprünglich hatte ich nur in die Leseprobe gesehen, um herauszufinden, wer das Titelbild gestlatet hatte, das mir sehr gut gefällt. Doch da bereits das erste Kapitel hochspannend beginnt, habe ich mir das Buch gekauft und für mein Experiment herangezogen.

Der Anfang der Geschichte: Eine zehnjärige Keltin beobachtet, wie ein Römer ein Medaillon von einem Druiden geschenkt bekommt. Anschließend trainiert ein Junge aus unserer Zeit, der von seinem Vater misshandelt wird, Karate, um sich wehren zu können.

Erhältlich bei Amazon.

Stolperstein #1: Durch eine Rechtsfrage aus der Bahn geworfen

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Analyse:Als ich zu der Stelle kam, an der die jugendliche Hauptfigur vor Gericht gestellt wurde, war ich kurzfristig verunsichert, ob ein Jugendlicher tatsächlich keinen Anwalt nehmen darf, sondern mit einem Berater vom Jugendamt vorlieb nehmen muss. Mir erschien das nicht logisch. Weist unser Rechtssystem solche Merkwürdigkeiten auf? Das ist eigentlich kein echter Stolperstein, da die Spannung so gut aufgebaut war, dass ich trotz der Frage in meinem Kopf fast atemlos weitergelesen habe. Außerdem kann es durchaus möglich sein, dass unser Rechtssystem tatsächlich so funktioniert. Ich weiß es nicht. Aber gehakelt hat es, also zähle ich es.

Kudo #1: Gefühle

Analyse: Es gelingt der Autorin, die Gefühle des misshandelten Jungen authentisch „rüberzubringen“. Dabei benennt sie sich nicht ein einziges dieser Gefühle, sondern überlässt es den Lesern, diese selbst zu entdecken.